Bildung: In NRW fehlt es an Schulleitern
Vor allem an Grund- und Hauptschulen sind Stellen unbesetzt.
Düsseldorf. An den mehr als 6020 staatlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen gibt es einen doppelten Mangel: Die Zahl der Einschulungen geht zurück, gleichzeitig fehlt es an Führungspersonal.
Das erste hat eher mittelfristige Folgen, das andere brennt unter den Nägeln: Landesweit sind 468 Schulleiterposten und 710 Stellvertreterstellen nicht besetzt. Damit hat mehr als jede sechste Schule ein Problem in der Führungsspitze.
Diese Zahlen hat das nordrhein-westfälischen Schulministerium unter Barbara Sommer (CDU) nun in einer Antwort auf eine SPD-Anfrage im Landtag bekannt gegeben.
Demnach herrscht vor allem an den Grundschulen personeller Notstand. An den 3180 Grundschulen landesweit fehlen mit Stand Mitte Oktober 301 Schulleiter und 406 Stellvertreter.
Ähnlich düster ist die Lage an den 664Hauptschulen, an denen 61 Leiter- und 82 Stellvertreterposten unbesetzt sind. Gemessen daran ist die Lage an den anderen Schulformen wie Real- und Gesamtschulen, Gymnasien und selbst Förderschulen recht gut. Hier gibt es bestenfalls akuten Bedarf auf die Stellvertreterstellen.
Woher kommt der Mangel?: An den Grund- und Hauptschulen liegt es wohl vor allem an dem mangelnden finanziellen Anreiz. Teilweise nur 140 Euro brutto mehr beträgt der Unterschied zwischen dem Chef und den "normalen" Kollegen, die Arbeitsbelastung und die Verantwortung sind aber immens.
Die SPD-Fraktionsvize im Landtag, Ex-Schulministerin Ute Schäfer, sagte am Donnerstag: "Das Problem wird immer größer. Bisher ist die Landesregierung jede Antwort darauf schuldig geblieben, wie sie es lösen will."
Das sieht Thomas Breuer, Sprecher von Ministerin Sommer, anders: "Wir schaffen mehr Freiraum, damit Leitungsfunktionen wahrgenommen werden können. Und wir erleichtern das Zugangsverfahren."
Doch nicht nur auf den Leitungspositionen herrscht im Land Mangel, sondern auch bei den Lehrern. Schäfer hat errechnet, dass zwischen Anspruch und Notwendigkeit bei der Landesregierung immer noch eine Lücke von 3000 nicht besetzten Stellen besteht.
Die Landesregierung bestreitet das und verweist etwa auf Lehrerpools, mit denen Krankheitsfälle aufgefangen und somit Unterrichtsausfall vermieden werden.
Der Streit der Zahlen wird wohl mindestens bis zur Landtagswahl weitergehen. Allerdings räumte Ministerin Sommer ein, dass es einen Engpass bei den Lehrern für naturwissenschaftliche Fächer gibt. Und dabei ist das Land auch bereit, neue Wege zu gehen.
Umworben sind derzeit Seiteneinsteiger. Selbst wer keine Lehrerausbildung hat, sondern einen anderen Uni-Abschluss (vorzugsweise Mathe oder Naturwissenschaften oder Technik), kann sich bewerben. Eigentlich sind zwei Jahre Berufserfahrung erforderlich, alternativ reichen aber auch zwei Jahre Erziehungszeit.