Aids breitet sich in Osteuropa rasend aus

Was tun gegen die Seuche? Eine internationale Konferenz sucht in Wien nach Auswegen.

Wien. Die Aidsepidemie breitet sich in Osteuropa und Zentralasien ungebremst aus. Jeden Tag stecken sich dort rund 300 Menschen neu mit dem Erreger HIV an. Damit hat die Region eine der höchsten Zuwachsraten. In den Jahren 2001 bis 2008 ist die Zahl der Infizierten um zwei Drittel gestiegen. Darum ist Osteuropa ist der Schwerpunkt der 18.Weltaidskonferenz in Wien.

Unter dem Motto "Rechte hier und jetzt" will die Konferenz Brücken schlagen zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft, Hilfsorganisationen und vor allem den Betroffenen. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Foren bietet die Tagung vom 18. bis 23. Juli mit rund 25 000 Teilnehmern aber auch ein buntes Rahmenprogramm mit Prominenz - etwa Microsoft-Gründer Bill Gates oder die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit.

"Es ist aber nach wie vor hauptsächlich ein wissenschaftlicher Kongress", sagt die Wiener Aids-Expertin und Co-Präsidentin der Konferenz, Brigitte Schmied. Beim Thema Aids könne man die Wissenschaft aber nie von der Politik trennen, da sich ohne deren Unterstützung nichts ändere. Dies hätten vergangene Treffen bewiesen: Bei der Weltaidskonferenz 1996 in Vancouver wurden neue Wirkstoffkombinationen als Durchbruch in der Therapie vorgestellt und deutlich schneller als andere Medikamente zugelassen. "Diese Zusammenarbeit hat vielen Menschen das Leben gerettet", sagt Schmied. Die Konferenz 2000 im südafrikanischen Durban brachte laut Schmied den Anstoß zu einem veränderten Umgang mit der Krankheit in den Entwicklungsländern.

Darauf hoffen die Organisatoren nun auch in Osteuropa: Fast 70 Prozent der weltweit mit HIV infizierten Menschen leben zwar in Afrika, doch in Osteuropa und Zentralasien breitet sich die Krankheit ungebremst aus. Zwischen 2001 und 2008 erhöhte sich dort die Zahl der HIV-Infizierten um 66 Prozent auf 1,5 Millionen Menschen. Hauptbetroffene sind junge Heterosexuelle, die sich durch Sex oder vor allem beim Drogengebrauch über infizierte Spritzen anstecken.

Fehlende Drogenprogramme oder Ersatztherapien verschlimmern das Problem. Dazu kommen soziale Ausgrenzung und Diskriminierung von gesellschaftlicher oder politischer Seite. "Wir versuchen, möglichst viele Ärzte und Verantwortliche aus Osteuropa nach Wien zu holen", sagt Schmied.