Schluss mit Verzeihen

Frankreich spottet gerne über Nicolas Sarkozy. Unfaire Vergleiche der populären Kinderbuchfigur des "kleinen Nicolas" mit dem 1,65 Meter großen Präsidenten sind ungemein populär. Und wenn die hochgewachsene Gattin Carla mal keine flachen Schuhe zum gemeinsamen Auftritt anzieht, dann spekuliert das ganze Land freudig-aufgeregt über eine Ehekrise im Pariser Palast.

So etwas mag einen eitlen Menschen wie Sarkozy ungemein ärgern. Boshaft gemeint ist das alles nicht. Solcher Spott ist sogar ein Stück Anerkennung für einen hyperaktiven Präsidenten. Doch jetzt sieht alles anders aus.

Die aktuelle Kritik ist wirklich bedrohlich für Sarkozy. Selbst wenn sich am Ende überraschend herausstellen sollte, dass es gar keine Schwarzgeld-Spenden der Multi-Milliardärin Bettencourt gegeben haben sollte, bliebe der Präsident schwer beschädigt. Denn: Die Franzosen vertrauen ihm nicht mehr - und das betrifft seine Beteuerung und seine politischen Qualitäten.

Zum Amtsantritt erschien er zumindest den bürgerlichen Franzosen als Retter der gar nicht mehr so unbestritten großen Nation. So einem verzeiht man viel, unter anderem das eigentlich für einen Präsidenten viel zu schillernde Liebesleben. Das Volk sah über Mauscheleien genauso hinweg wie über seinen unglaublichen Hang zur Selbstherrlichkeit. So lange Nicolas Sarkozy Erfolg zu haben schien, klappte das. Dafür droht jetzt der Fall um so tiefer zu werden.

martin.vogler@wz-plus.de