Finanzaffäre stürzt Sarkozy in eine tiefe Krise

Der Skandal um mögliche illegale Spenden erschüttert die gesamte Republik.

Paris. Briefumschläge mit Bargeld, schwarze Kassen und mittendrin der mächtigste Mann im Staat und die Regierungspartei: Die Affäre um die 87-jährige Multimilliardärin Liliane Bettencourt erinnert immer mehr an den Parteispendenskandal der CDU in den 90er Jahren. Bislang sind die Vorwürfe gegen Präsident Nicolas Sarkozy und seine Vertrauten nicht bewiesen. Die Indizien sind allerdings erdrückend.

Noch steht Aussage gegen Aussage. Mittlerweile behaupten aber zwei ehemalige Mitarbeiterinnen aus dem Haus der L’Oréal-Erbin Bettencourt, dass aus dem 17-Milliarden-Euro-Vermögen der Familie immer wieder Geldbeträge in Richtung Macht geflossen seien. Der Vermögensverwalter Bettencourts und verdächtigte Politiker bestreiten dies. Nie habe er auch nur einen Euro illegal angenommen, beteuert beispielsweise der heutige Arbeitsminister Eric Woerth.

Er war im Präsidentschaftswahlkampf 2007 für Sarkozys Finanzen zuständig und soll mindestens ein Mal 150.000 Euro bekommen haben.

In Sachen Beweise heißt es bislang "Fehlanzeige". Gestern durchsuchten Ermittler allerdings Privaträume bei Bettencourts Vermögensverwalter und ein vom ihm geleitetes Unternehmen. Ob sie belastendes Material fanden, blieb zunächst unklar. Nachdem die Hauptbelastungszeugin zuletzt einen Teil der ihr zugeschriebenen Beschuldigungen als falsch bezeichnet hatte, hatte der Präsidentenpalast noch kommentiert, nun sei die Wahrheit herausgekommen.

Kommentatoren aber schüttelten ungläubig den Kopf. Die Zeugin hatte lediglich ausgesagt, dass sie nie von "regelmäßigen" Geldumschlägen an Sarkozy gesprochen hatte. Für die Glaubwürdigkeit Sarkozys und der französischen Regierungspartei UMP ist die Geschichte ein Super-GAU - für Sarkozy geht es um nichts anderes als die politische Zukunft.