Vom Bildschirm zur Bundesregierung

Der Moderator des „heute journals“, Steffen Seibert, erklärt künftig die schwarz-gelbe Politik.

Berlin. Einen Konservativen, gar einen Parteigänger hat sich Angela Merkel als neuen ersten Regierungssprecher nicht ausgesucht. Steffen Seibert ist bekennender Wechselwähler, bis auf die Linke habe er sich durch das Spektrum der im Bundestag vertretenen Parteien schon durchgewählt, hat der Moderator des ZDF-"heute journals" einmal bekannt.

Der 50-Jährige wechselt ab August die Seiten: Die kritisch-journalistische Sicht auf das politische Geschehen muss dann dem Vermitteln, Erklären und Verkaufen von Regierungsarbeit weichen.

Wochenlang brodelte die Gerüchteküche, wer Nachfolger von Ulrich Wilhelm werden sollte, der als Intendant zum Bayerischen Rundfunk wechselt. Laut "Bild am Sonntag” soll die Kanzlerin auf die Idee gekommen sein, bei Seibert anzufragen, nachdem er im Mai den Elektromobilitäts-Gipfel im Kanzleramt moderiert hatte. In seiner präzisen, zurückhaltenden Art habe er Merkel gefallen, heißt es.

Am Wochenende, nachdem seine Ernennung bekanntgegeben worden war, ließ er sich mit dem Satz zitieren: "Ich nehme diese Aufgabe gerne an, weil ich überzeugt bin, dass die Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel die richtigen Schwerpunkte setzt, um unserem Land in diesen schwierigen Zeiten eine gute Zukunft zu sichern.”

Seibert weiß, dass er als Nachfolger von Wilhelm in große Fußstapfen tritt. Der scheidende Sprecher hat sein Amt fünf Jahre lang mit Bravour gemeistert, so das allgemeine Urteil. Auch Wilhelm ist gelernter Journalist, hatte aber vor seinem Wechsel ins Kanzleramt bereits langjährige Erfahrung in der bayerischen Ministerialverwaltung gesammelt.

Seibert hingegen hat nach dem Studium von Geschichte und Literatur seine berufliche Laufbahn ausschließlich im ZDF verbracht. Die Fernsehzuschauer kennen ihn als Washington-Korrespondenten, Moderator des "Morgenmagazins”, später der "heute”-Nachrichten und seit 2007 auch des "heute journals”.

Daneben leitete er Spendengalas für das Fernsehen. Seine journalistische Könnerschaft konnte er bei einer Marathon-Sondersendung zu den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York beweisen, für die er mit der Goldenen Kamera geehrt wurde.

Wenn der dreifache Vater, der mit einer Malerin verheiratet ist, auch politisch kein Schwarzer ist, so verbindet ihn mit der christlich-demokratischen Kanzlerin immerhin der Glauben: Seibert ist bekennender Christ, allerdings aus Überzeugung von der evangelischen zur katholischen Kirche übergetreten.