Analyse: Die Sozialisten suchen Sarkozys Gegner

Die Partei hat für die Wahl 2012 gute Chancen – aber noch keinen Spitzenkandidaten.

Paris. Es ist paradox: In der französischen Provinz sind die Sozialisten eine Macht. Sie stellen die überwiegende Mehrheit der Bürgermeister, aber der Präsidenten-Palast in der Hauptstadt scheint für sie vernagelt zu sein. Doch nun, 22 Jahre nach dem letzten Sieg bei einer Präsidentenwahl, greifen die Enkel des legendären François Mitterrand wieder nach der Macht. Stellt sich bloß die delikate Frage, wer denn der nächste rote Hausherr im Palast werden könnte. Denn es gibt mehrere mögliche Kandidiaten.

Noch vor einem Jahr schien es so, als könnte Staatschef Nicolas Sarkozy, der allgegenwärtige "Hyper"-Präsident, seiner Sache 2012 absolut sicher sein. Die einst so ruhmreiche "Parti socialiste" (PS) wirkte wie ein trostloser Torso. Doch etliche Flops und Affären, zuletzt die um angeblich illegale Parteispenden der steinreichen L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt, haben Sarkozys Image arg verfinstert.

Am meisten fürchten die Strategen Sarkozys und diejenigen in der Präsidentenpartei UMP den Sozialisten Dominique Strauss-Kahn (61), einen ausgewiesenen Wirtschaftsexperten, der seit drei Jahren Chef des Internationalen Weltwährungsfonds (IWF) in New York ist.

DSK, wie ihn die Franzosen kumpelhaft nennen, hat als Wirtschafts-, Finanz- und Industrieminister in verschiedenen Regierungen seine ökonomische Kompetenz nachgewiesen. Fähigkeiten, die im Moment sehr gefragt sind. Denn angesichts hoher Arbeitslosigkeit, wachsender Staatsverschuldung und eines kümmerlichen Wirtschaftswachstums könnte sich DSK als kühner "Retter in der Not" profilieren.

Parteichefin Martine Aubry ist eine Frau mit Stallgeruch. Seit ihrer Wahl hat sie es verstanden, die Gräben in der Partei zu schließen. Würde Strauss-Kahn der Partei einen Korb geben, erschiene Aubry allerdings wie eine Zweite-Wahl-Kandidatin.

Von ihrer besten Seite zeigt sich auch eine chancenreiche Außenseiterin: die charmante Ségolène Royal, die bei der letzten Wahl Sarkozy unterlag. Ihr Trumpf: Sie hat 2007 schon einmal die parteiinterne Ausscheidung gewonnen (gegen Dominique Strauss-Kahn) und kommt auch im bürgerlichen Lager gut an.