Debatte um Sarrazin lässt Umfragewerte der SPD sinken
Integration: Die Sozialdemokraten fallen auf ein Viermonatstief. Jeder Zweite ist gegen einen Ausschluss des Bankers.
Berlin. Der Streit um Thilo Sarrazin kostet die SPD Zustimmung. Nach einer Forsa-Umfrage für "Stern" und RTL würden derzeit 25 Prozent der Bundesbürger für die Sozialdemokraten stimmen - der schlechteste Wert seit Mitte Mai. Im Vergleich zur Vorwoche bedeutet dies ein Minus von zwei Punkten.
Forsa-Chef Manfred Güllner erklärte den Sympathie-Einbruch der SPD damit, dass vielen Parteianhängern das, was Sarrazin anspreche, auf den Nägeln brenne.
Für den Bundesbank-Vorstand gab es in der Umfrage viel Zustimmung. Jeder Zweite hält es für falsch, dass die SPD ihn ausschließen will. 34 Prozent finden dies richtig. Von den SPD-Wählern ist ebenfalls die Hälfte gegen einen Ausschluss. 43 Prozent sind dafür. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Frage, ob die Bundesbank Sarrazin entlassen soll. 50 Prozent sind dagegen, 34 Prozent dafür.
Derweil stellte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) das Integrationsprogramm der Bundesregierung vor. Er betonte, dass sich rund zwei Millionen Zuwanderer nicht eingliedern wollten. Mit 10 bis 15 Prozent integrationsunwilligen Migranten liege Deutschland im internationalen Vergleich aber "nicht so schlecht".
Das Integrationsprogramm sieht unter anderem vor, dass die Zahl der Lehrer aus Migrantenfamilien beispielsweise über Stipendienprogramme erhöht wird. Derzeit liegt ihr Anteil bei 1,2 Prozent. Im Herbst soll ein Integrationsgipfel stattfinden.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) forderte am Mittwoch mehr Zuwanderung. DIW-Präsident Klaus Zimmermann, sagte, Deutschland brauche angesichts der Überalterung der Gesellschaft "dringend Arbeitskräfte und Zuwanderer aus dem Ausland". Nötig seien "mindestens 500000 mehr Menschen pro Jahr, um unsere Wirtschaftskraft dauerhaft zu sichern".