Bildung: Deutschland verliert den Anschluss
Ein Studium schützt am besten vor Arbeitslosigkeit. Trotzdem ist das Interesse gering.
Berlin. Deutschland bildet immer noch zu wenig hochqualifizierte Akademiker aus, um seinen Bedarf an Fachkräften auch in Zukunft aus eigener Kraft zu decken. Während hierzulande 25 Prozent der jungen Menschen ein Studium erfolgreich beenden, sind dies im Schnitt der 30 wichtigsten Industrienationen 38 Prozent. Dies geht aus dem neuen Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.
Auch bei den Ausgaben für Bildung fällt Deutschland zurück: Während nach internationalen Kriterien hierzulande 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Bildung ausgegeben werden, sind dies im OECD-Schnitt 6,2 Prozent.
Trotz der Wirtschaftskrise ist in Deutschland wie in allen anderen Industrienationen der Akademiker-Bedarf weiter gestiegen. "Es gibt keine Sättigung, der Ruf nach Höherqualifizierung auf dem Arbeitsmarkt hält weltweit an", sagte der deutsche OECD-Vertreter Heino von Meyer.
Trotz deutlicher Verbesserungen in den vergangenen Jahren bleibt Deutschland unter den Industrienationen nach der Türkei, Belgien und Mexiko das Land mit der geringsten Studienneigung unter den jungen Menschen.
Dabei schützt laut OECD ein Studium in allen untersuchten Staaten am besten vor Arbeitslosigkeit und sichert zugleich ein deutlich höheres Einkommen. In Deutschland verdient ein Akademiker danach im Schnitt 67 Prozent mehr als ein Beschäftiger mit betrieblicher Ausbildung. In kaum einer anderen Nation ist dieser Gehaltsabstand so hoch.
Angesichts des Geburtenrückganges in fast allen Industrienationen sei eine weitere Steigerung des Qualifikationsniveaus unverzichtbar, folgern die Wissenschaftler in dem über 500 Seiten starken Bericht.
Verwiesen wird darauf, dass jetzt in Deutschland geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen, die Ende der 60er und in den 70er Jahren studiert haben. Mit den aktuellen Studentenzahlen werde man diese Fachkräfte nicht vollständig ersetzen können, sagte Meyer.