Sarrazin von Leibwächtern beschützt
Umstrittener Bundesbanker verteidigt seine Thesen.
Berlin. Der wegen seiner muslimkritischen Äußerungen umstrittene Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin tritt in der Öffentlichkeit mit Personenschutz auf. Bei einem Termin in Berlin wurde Sarrazin am Montag von vier Leibwächtern des Bundeskriminalamtes begleitet.
Sarrazin war in der Öffentlichkeit wiederholt angefeindet worden. Nach einer Podiumsdiskussion an der Friedrichstraße wurde Sarrazin auf der Straße verbal attackiert.
Der Landesvorstand der Berliner SPD beschloss am Montagabend offiziell, Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Die Entscheidung für ein eigenes Parteiordnungsverfahren sei mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung gefallen, teilte Landesvorsitzender Michael Müller mit. Auch der Vorstand der Bundes-SPD hatte einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Sarrazin verteidigte auf einem Demografie-Kongress, an dem auch die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) teilnahm, die Hauptthese seines Buches. Der frühere Berliner Finanzsenator bekräftigte seine Behauptung, dass besonders muslimische Einwanderergruppen oft zu wenig integrationsbereit seien. "70 Prozent der Migranten sind bestens integriert in der zweiten Generation. 30 Prozent haben enorme Probleme, und das sind die Migranten aus den muslimischen Ländern."
Sarrazin ließ offen, ob er sich bei einem möglichen Ausschluss aus der SPD vom früheren Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi verteidigen lassen will. "Da rede ich erstmal mit Herrn von Dohnanyi", sagte Sarrazin in Berlin. Der SPD-Politiker Dohnanyi hatte ein entsprechendes Angebot in der "Süddeutschen Zeitung" gemacht.
Derweil drängen Unionspolitiker in der Integrationsdebatte auf eine strengere Anwendung von Sanktionen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte: "Zu unserer Politik gehören verpflichtende Integrationskurse und Einbürgerungstests." Süssmuth sprach sich dagegen für die Aufhebung des Anwerbestopps für Zuwanderer aus."Deutschland braucht den Paradigmenwechsel hin zum Einwanderungsland", betonte sie. Die SPD will das Thema Integration zu einem Schwerpunkt ihres Parteitags am 26. September in Berlin machen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) distanzierte sich von Sarrazins Integrationsthesen. Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider warf ihm vor, vulgär sozialdarwinistische Ansichten zu bedienen.