Stadtwerke als Verlierer des Atom-Deals

Die kommunalen Energieversorger erwarten Verluste in Milliardenhöhe – und höhere Strompreise.

Duisburg. Durch die Einigung auf längere Laufzeiten für Kernkraftwerke erwarten die Stadtwerke massive finanzielle Einbußen in Milliardenhöhe und sogar steigende Strompreise.

"Die Entscheidung der Bundesregierung verfestigt die Angebotsmacht der großen Konzerne bei der Stromerzeugung und wird dadurch letztlich den Strom für Geschäfts- und Privatkunden verteuern", sagt Hermann Janning, Vizepräsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) und Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Duisburg, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin hatte sich nach monatelangem Streit auf eine Verlängerung der Laufzeiten für alte Kernkraftwerke um acht, für jüngere um 14Jahre geeinigt. "Das entwertet die kommunalen Energieerzeuger und entzieht allen künftigen Investitionen in Kraftwerke die Grundlage", sagt Janning.

Die Berliner Einigung sei für die kommunalen Energieerzeuger vor allem deswegen "sehr enttäuschend", weil die vier Kernkraftwerksbetreiber RWE, Eon, EnBW und Vattenfall nicht - wie vom VKU gefordert - im Verhältnis zur zusätzlichen Erzeugungskapazität alte, konventionelle Kraftwerke abbauen müssen. Bis zum Jahr 2030 sei dadurch so viel Erzeugungskapazität vorhanden, dass es keine neuen Bauvorhaben geben werde. "Der Wettbewerb ist damit praktisch tot."

Die deutsche Windindustrie sieht die Laufzeitverlängerung für AKWs und das neue Energiekonzept als "Sargnägel für die erneuerbaren Energien und für die Windkraft". Die Potenziale der Windenergie seien systematisch kleingerechnet worden, um die Laufzeitverlängerungen scheinbar notwendig zu machen, sagte der Chef des Bundesverbands der Windindustrie, Hermann Albers, der "Berliner Zeitung".

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zeigte sich dagegen insgesamt zufrieden mit dem Kompromiss und versicherte, er werde sich um das bislang ungelöste Problem der Endlagerung von Atommüll kümmern.