Stadtwerke: „Atom-Deal kostet uns Milliarden“
Stadtwerke fordern Entschädigungszahlungen.
Duisburg. Hermann Janning, Chef der Duisburger Stadtwerke und Vizepräsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), sieht durch den schwarz-gelben Atom-Kompromiss schwere Zeiten auf die Stadtwerke zukommen. "Ich gehe davon aus, dass dieser Deal allein uns in Duisburg zwischen 15 und 20 Millionen Euro pro Jahr kosten wird", sagte Janning im Gespräch mit unserer Zeitung.
Insgesamt rechnet die Branche mit Ausfällen in Milliardenhöhe. Albert Filbert, Chef des Darmstädter Versorgers HSE, sagte der "Berliner Zeitung", die Auslastung des Kraftwerksparks der Unternehmen sinke durch die längeren Kernkraft-Laufzeiten deutlich.
"Den Schaden für kommunale Versorger durch die zwölfjährige Laufzeitverlängerung schätzen wir auf 4,5 Milliarden Euro." Die kommunalen Versorger strebten nun Kompensationszahlungen an, sagte Filbert, der der Stadtwerkevereinigung 8KU vorsteht.
Die Zahl von 4,5 Milliarden Euro wollte Janning gegenüber unserer Zeitung nicht bestätigen, aber auch er spricht sich für Kompensationszahlungen des Bundes aus: "Durch den jetzt in Berlin geplanten Deal werden unsere bestehenden Anlagen unrentabel, ebenso wie Kraftwerks-Neubauten - das muss irgendwie ausgeglichen werden."
Janning sieht insbesondere die seit gut anderthalb Jahren in Duisburg laufenden Planungen für ein neues Gaskraftwerk in Gefahr. "Das ist ein Projekt von mehr als 100 Millionen Euro, das wir jetzt neu durchrechnen müssen. Falls sich das nicht mehr rentiert, werden wir es nicht bauen können."
Auch in Krefeld und Düsseldorf stehen geplante Kraftwerksneubauten möglicherweise auf der Kippe. Die jeweiligen Stadtwerke hielten sich bei Anfrage unserer Zeitung allerdings mit konkreten Angaben zurück.
Das im Krefelder Stadtteil Uerdingen geplante Steinkohlekraftwerk, das rund eine Milliarde Euro kosten und über Kraft-Wärme-Koppelung rund 750 Millionen Watt liefern soll, müsse "sich rechnen, sonst kann es nicht gebaut werden" , hieß es knapp.
Für das in Düsseldorf geplante Erdgaskraftwerk, das künftig 400 Megawatt liefern soll, "ändert sich jetzt möglicherweise ein Parameter, den wir einrechnen müssen", sagte Stadtwerke-Sprecher Juan Cava Marin. Eine endgültige Entscheidung über das schätzungsweise rund 350 Millionen Euro teure Projekt wird erst im ersten Halbjahr 2011 fallen.
Unterstützung erhalten die Stadtwerke in ihrer Forderung nach Entschädigung von Städtetagspräsidentin Petra Roth: "Eine Laufzeitverlängerung für die Kernkraftwerke ohne Ausgleich verbessert ausschließlich die Wettbewerbsposition der großen Energieversorger."