Koran-Verbrennung: Radikaler Pastor hat in Köln gepredigt

Der radikale Pastor Terry Jones aus Florida hat vor Jahren auch inKöln eine Gemeinde gegründet. Deren Mitglieder wollen heute nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Köln. Das weiß verputzte Haus der "Christlichen Gemeinde Köln" wirkt beschaulich. Ruhig ist es hier normalerweise. Doch am Mittwoch herrscht Aufregung: Das Telefon steht nicht mehr still, seitdem der Plan des radikalen Pastors Terry Jones bekanntgeworden ist, am 11. September in Florida den Koran zu verbrennen.

In Köln hatte Jones einst die kleine Gemeinde ins Leben gerufen. Doch seit 2008 habe sie nichts mehr mit ihrem früheren Pastor zu tun, sagt der zweite Vorsitzende Stephan Baar der Nachrichtenagentur dpa: "Wir distanzieren uns von dieser Aktion und möchten damit nicht in Verbindung gebracht werden."

Jones hatte die "Christliche Gemeinde Köln" als eine Art charismatische Gemeinschaft von Bibelfundamentalisten in den 1980er Jahren gegründet - angeblich, nachdem er ein Zeichen Gottes erhalten hatte. Heute sind die Mitglieder froh, dass sie Jones wieder los sind. "Gott sei Dank haben wir mit dem nichts mehr zu tun", sagt etwa Diana Breuel, die seit sechs Jahren in der Glaubensgemeinschaft - einem eingetragenen Verein - aktiv ist.

Berichten zufolge soll Jones wie ein Sektenführer geherrscht und Leute psychisch unter Druck gesetzt haben. Zeitweise hatte er in Köln rund 800 Anhänger. Gemeindemitglieder beschreiben ihn als eine sehr charismatische Persönlichkeit, die Menschen in ihren Bann ziehen könne. Zugleich habe er aber ein strenges Regiment geführt und strikte Hierarchien aufgebaut. Alles musste nach seinem Willen gehen.

"Er war kein Pastor, der zu allen kommt und sich um jeden kümmert", erzählt Breuel. Und Baar ergänzt: "Er hat nicht die biblischen Werte und das Christentum nach außen getragen, sondern sich selbst als Person in den Mittelpunkt gestellt."Das Kölner Amtsgericht verurteilte Jones 2002 wegen Führens eines falschen Doktortitels zu einer Geldbuße von 3000 Euro.

Nach Angaben von Baar gab es später finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Gemeinde, mit denen Jones in Verbindung gebracht wurde. Daraufhin habe sich die Gemeinde Anfang 2008 von ihrem Pastor getrennt.Seitdem gebe es keinen Kontakt mehr zu Jones.

Auch mit seiner radikalen Gemeinde in Gainesville in Florida haben die Kölner nach eigener Auskunft nichts zu tun. Jones hat angekündigt, zum Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September öffentlich den Koran zu verbrennen - als "klare Botschaft an den radikalen Islam".

"Wir sind sehr betrübt über dieses Vorhaben. Den Geist, den Jones anklagt, bringt er selber - diese Gewaltbereitschaft, diesen Fanatismus", sagt Baar kopfschüttelnd.

Doch so wie er Jones kenne, werde der sich trotz der weltweiten Proteste nicht von seinem Plan abbringen lassen. "Terry Jones ist jemand, der etwas bis zu Ende durchbringt, wenn er es als von Gott gegeben sieht."

Die "Christliche Gemeinde Köln", die heute nach eigenen Angaben noch etwa 60 bis 80 Mitglieder hat, hofft, dass jetzt möglichst bald wieder Ruhe bei ihr einkehrt. Ihre Distanzierung von Jones will sie nun laut Baar auch äußerlich sichtbar machen: "Wir werden den Namen unserer Gemeinde ändern."