Analyse: Inflationsangst treibt den Goldpreis hoch

Seit Monaten nimmt der Wert zu. Eine Einbahnstraße ist das aber nicht, warnen Experten.

Frankfurt. Die weitere Lockerung der US-Geldpolitik hat am Gold- und Silbermarkt für kräftigen Auftrieb gesorgt. Ob die neue Geldschwemme in den USA aber der dortigen Wirtschaft helfen wird, gilt unter Experten als umstritten. Der Goldpreis steigt indessen auf neue Rekordhöhen und notiert deutlich über der Marke von 1400 US-Dollar (1010 Euro). Auch der Preis für eine Feinunze (gut 31Gramm) Silber hat zugelegt und liegt mit 28Dollar (20 Euro) auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren.

Als Auslöser für den jüngsten Preisschub bei Edelmetallen gilt die Ankündigung der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter wollen die Geldpresse anwerfen und Staatsanleihen in Höhe von umgerechnet 432 Milliarden Euro kaufen. Damit will die Fed den noch zu schwachen Aufschwung anheizen und die hohe Arbeitslosigkeit bekämpfen.

An den Finanzmärkten wird dies nicht nur positiv gesehen. Weil Gold traditionell als Inflationsschutz in ungewissen Zeiten gilt, ist wegen der Geldschwemme eine weitere Flucht in den "sicheren Hafen" einer Goldanlage zu befürchten - und damit weiter steigende Preise.

Ein weiterer Grund für den Höhenflug von Gold und Silber: die rekordniedrigen Zinsen. So zielen die Anleihenkäufe der US-Notenbank auch darauf ab, das ohnehin geringe Zinsniveau in den USA noch weiter zu drücken. Dies führt dazu, dass verzinsliche Anlagen unter Investoren weniger begehrt sind. Umgekehrt erhöht das geringe Zinsniveau das Interesse an wertstabilen Anlagen wie Gold und Silber. Zwar werden Edelmetalle nicht verzinst, dafür aber nimmt ihr Wert seit vielen Monaten beständig zu.

Verstärkt wird der Preisauftrieb von Gold und Silber durch den schwachen Dollar. Da Edelmetalle in der US-Währung gehandelt werden, stützt ein schwacher "Greenback" die Nachfrage außerhalb des Dollar-Raums.

Als Mit-Ursache für den Edelmetallboom gilt aber auch die europäische Schuldenkrise. Erst im Frühjahr hatte die angeschlagene Finanzlage kleinerer Euro-Länder die Europäische Währungsunion vor eine ernste Belastungsprobe gestellt. Seinerzeit hatte das hoch verschuldete Griechenland im Fokus gestanden.

Nun sind es vor allem Irland, das unter den Nachwirkungen der Finanzkrise leidet, und das strukturschwache Portugal. Das große Misstrauen in die Zahlungsfähigkeit dieser Länder dürfte sicherere Anlagen wie Gold und Silber stützen, heißt es in einer Studie der Saxo Bank.

Allerdings gilt der Höhenflug der Edelmetalle auch nicht als "Einbahnstraße". Die Commerzbank nennt vor allem spekulative Faktoren, die die Edelmetallpreise zumindest kurzfristig unter Druck setzen könnten.