Analyse: Jährlich 110000 Tote durch Tabakkonsum

Der erste Tabakatlas der Drogenbeauftragten zeigt erschreckende Folgen des Rauchens.

Berlin. Was haben ein Gebäudereiniger und eine Stewardess gemeinsam? Sie gehören zu den Berufstätigen mit dem höchsten Raucheranteil in Deutschland. Unter den Gebäudereinigern und Raumpflegern qualmen fast 60 Prozent, gefolgt von Malern und Lackierern mit 56 Prozent sowie Gabelstapler- oder Kranfahrern mit 54 Prozent.

Unter Stewardessen und Serviererinnen raucht immerhin fast jede Zweite, bei den Friseurinnen und Kassiererinnen liegt der Raucheranteil bei 42 Prozent.

Und wer raucht am wenigsten? Elektroingenieure, Lehrer und Lehrerinnen an Gymnasien sowie Ärztinnen. Weniger als ein Fünftel von ihnen greift zur Zigarette, belegt der Tabakatlas Deutschland.

Wenn es so etwas wie einen durchschnittlichen Raucher gäbe, wäre er wohl männlich, lebte im Norden oder Osten Deutschlands und hätte kein Abitur.

Der Tabakatlas der Bundesregierung und des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKFZ) zeigt, wo die meisten Raucher zu finden sind - im Norden und Osten - und ob das etwas zu tun haben kann mit Bildung und Einkommen. Ja, sagen die Krebsforscher aus Heidelberg.

Die geringsten Raucheranteile gibt es unter Akademikern. Das zeigt sich schon in der Schulzeit: Bei Hauptschülern ist die Quote der Raucher - mit 42 Prozent bei Jungen und 46 Prozent bei Mädchen - mehr als doppelt so hoch wie bei Gymnasiasten.

Das Krebsforschungszentrum fordert deshalb ein schärferes Durchgreifen gegen das Rauchen. "Das sind vor allen Dingen Tabaksteuererhöhung, kombiniert mit umfassenden Nichtraucherschutzgesetzen, Tabakwerbeverbote, eine weitere Verstärkung des Jugendschutzes", sagt die Leiterin des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am DKFZ, Martina Pötschke-Langer.

Drogenbeauftragte Sabine Bätzing hob bei der Vorstellung des Tabakatlas hervor: "Bei deutschen Männern entstehen 90 Prozent der Lungenkrebsfälle durch Rauchen. Es ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in unserem Land."

Täglich sterben in Deutschland 300 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, pro Jahr sind das rund 110000. In NRW sind von 100 Todesfällen bei Männern 21 bis 22 durch das Rauchen bedingt, bei den Frauen mehr als acht. Deutschlandweit haben durchschnittlich 13 Prozent aller Todesfälle Tabakkonsum als Ursache. Und: Jeder zweite Raucher stirbt vorzeitig.

Die Untersuchungen ergaben weiter, dass fast jeder dritte deutsche Erwachsene raucht. Der Anteil der Männer liegt mit 34,8 Prozent höher als der der Frauen (27,3 Prozent).