Analyse: Südafrika fürchtet neue Rassen-Unruhen

Der Mord an einem bekannten Rechtsextremisten reißt wenige Wochen vor der Fußball-WM alte Wunden auf.

Kapstadt. Zehn Wochen vor Beginn der Fußball-WM muss Südafrika wieder mit Schlagzeilen über Gewalt und Rassenkonflikte fertig werden. Der Mord an dem Rechtsextremisten Eugene Terreblanche wühlt die Menschen tief auf. Präsident Jacob Zuma sorgt sich über den Schatten, den diese Gewalttat auf die erste Fußball-WM auf afrikanischem Boden werfen könnte.

Der Mord reißt erneut alte und nie verheilte Wunden in der Gesellschaft auf, in der erst vor 16 Jahren die Apartheid abgeschafft wurde. Und er bedroht das Bild von einem friedlichen und versöhnten Südafrika, das gerade jetzt weltweit massiv um Touristen für das große Fußballfest im Juni und Juli buhlt.

Als die blutjungen Arbeiter den 69-jährigen Farmer und Rechtsradikalen mit einer Machete und einem Schlagstock grausam töteten, hatten sie sicher keine Vorstellung von dem politischen Beben, das sie auslösen würden. Der 15-jährige Junge und sein 21-jähriger Kollege beendeten offenbar ihren Streit mit Terreblanche über ihren Lohn so, wie viele Konflikte in diesem Land ausgetragen werden: mit Gewalt. Die Mordrate Südafrikas liegt um 20 bis 30 Mal so hoch wie in Westeuropa. Ähnliches gilt für andere Gewalttaten.

Aber diesmal wurde noch ein anderer Makel der jungen südafrikanischen Demokratie grell beleuchtet. Denn unbestritten leidet die Gesellschaft noch immer an den Spannungen zwischen den Rassen, trotz aller Versöhnungspolitik des Nationalhelden und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela (81), dessen Stimme angesichts seines hohen Alters allerdings nicht mehr zu hören ist.

Südafrika kennt schon seit Monaten nur noch eine Zeitrechnung: Wie lange ist es noch bis zur Fußball-WM? Der Alptraum Zumas und der Südafrikaner wäre es, wenn ihr Land wegen Gewalttaten und Unruhen ausgerechnet jetzt in ein schlechtes Licht geriete.

Der Mord an Terreblanche bringt neue Unsicherheiten. Die rechtsextreme Burenbewegung Terreblanches, die "Afrikaner Weerstandsbeweging" (AWB), hat schon jetzt wutentbrannt "Rache" angekündigt. Die Organisation, die mit hakenkreuzähnlichen Symbolen und zuweilen in SS-ähnlichen schwarzen Uniformen auftritt, hat schon oft bewiesen, dass sie es nicht nur bei Worten belässt. Präsident Zumas Sorgen drohen weiter zu wachsen.