Berlin. Zu den spannendsten Fragen nach der Bundestagswahl am 27. September gehört die zur Zukunft der SPD. Bleibt sie in der Regierung? Kann/muss sie sich in der Opposition erholen, um dann vier Jahre später mit einer neuen Machtperspektive dazustehen? Oder wird es sie gar komplett zerlegen - mit unübersehbaren Folgen für die deutsche Parteienlandschaft? Folgende Szenarien sind denkbar:
In diesem Fall ist eine Neuauflage der Großen Koalition die wahrscheinlichste Variante. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier würde dann wohl bleiben, was er ist: Vizekanzler unter einer Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Vermutlich würde SPD-Chef Franz Müntefering die Partei noch eine Zeit lang weiterführen, um den Stab dann an Steinmeier abzugeben. Sofern die Linkspartei ihre Außenpolitik in zentralen Fragen ändert, könnte die SPD irgendwann während der Legislaturperiode Schwarz-Rot platzen lassen, um ganz auf Rot-Rot-Grün zu setzen - vielleicht auch ohne Steinmeier.
Für die Sozialdemokraten wäre das zwar ein schlimmes Ergebnis, bei dem sie allerdings ihr Gesicht wahren könnten. Steinmeier würde dann wohl beim Parteitag Mitte November in Dresden Parteichef werden. Auch der Vorsitz der Bundestagsfraktion fiele dann wohl an ihn. Er könnte sich so als Oppositionsführer profilieren und bei der nächsten Bundestagswahl erneut gegen Merkel antreten - wenn der linke Parteiflügel dabei mitmacht, was ungewiss ist.
Hier wird es gefährlich. Müntefering und/oder Steinmeier könnten unmittelbar nach dem Wahlabend ihren Rückzug ankündigen. Denkbar wäre aber auch ein "Putsch" der Linken in der SPD auf dem Parteitag in Dresden. In dem Falle stünden die SPD-Vizechefin Andrea Nahles und/oder Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit bereit.
Sie würden die SPD in der Opposition deutlich nach links führen und so ein Bündnis mit der Linkspartei für 2013 im Bund vorbereiten. Rot-Rot-Grün in NRW nach der Landtagswahl im Mai 2010 wäre hierfür der wichtigste Testlauf.