Ansturm auf Notaufnahmen alarmiert Ärzte
Patienten kommen häufiger mit Bagatellerkrankungen in die Klinik. Folge: Wartezeiten und sinkende Qualität.
Düsseldorf. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser müssen stark wachsende Patientenzahlen bewältigen. Seit 2010 ist die Zahl der Behandlungsfälle um mehr als 20 Prozent gestiegen — das belegen Statistiken der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Waren es 2010 insgesamt 1,23 Millionen Fälle, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 1,46 Millionen — ein Plus von rund 230 000.
Laut Krankenhausgesellschaft NRW ist ein Grund, dass Patienten häufiger bei Bagatellerkrankungen die Notaufnahme aufsuchen. „Das Spektrum reicht von geprellten und äußerlich vollkommen unauffälligen Zehen bis zum Wunsch nach Impfung bei einer kurzfristig anstehenden Urlaubsreise“, sagt Sprecher Mirko Miliniewitsch.
Auch die deutschen Notfallärzte sehen die überfüllten Notaufnahmen mit Sorge: „Oft haben die Patienten aber keine andere Möglichkeit, als die Notaufnahme einer Klinik aufzusuchen“, sagt Timo Schöpke, Sprecher der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin.
Vor allem in ländlichen Regionen mangele es an einer flächendeckenden ambulanten Notfallversorgung durch niedergelassene Ärzte. Die Folgen: Patienten müssen neben stundenlangen Wartezeiten sogar Abstriche bei der Behandlung in Kauf nehmen. „Durch diese Überflutung an Patienten in den Kliniken leidet ganz klar die diagnostische Qualität der Ärzte“, erklärt Schöpke.
Widerspruch kommt von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „Der Notdienst der niedergelassenen Ärzte steht den Patienten rund um die Uhr zur Verfügung“, sagt eine Sprecherin und betont: „Es gibt eine flächendeckende Versorgung.“