Angriff auf Nato-Mission nach schwerer Anschlagserie in Kabul
Kabul (dpa) - Nach zwei verheerenden Anschlägen in Kabul mit Dutzenden Toten haben Aufständische eine Basis der internationalen Truppen in der afghanischen Hauptstadt angegriffen.
Dabei kamen am Freitagabend nach Angaben der Nato-geführten Ausbildungsmission Resolute Support (RS) mindestens elf Menschen ums Leben. Bei den Toten handele es sich um einen ausländischen Soldaten und acht zivile afghanische Mitarbeiter, sagte ein RS-Sprecher. Außerdem seien mindestens zwei der Angreifer getötet worden.
Damit kamen bei dem Angriff und zwei Anschlägen in Kabul innerhalb von weniger als 24 Stunden mindestens 52 Menschen ums Leben. Nach unterschiedlichen Behördenangaben wurden zwischen 270 und 400 Menschen verletzt. Vor dem Angriff auf die RS-Basis hatte sich ein Selbstmordattentäter der Taliban vor der Polizeiakademie in die Luft gesprengt. In der Nacht zuvor war eine Lastwagenbombe detoniert.
Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (Unama) teilte mit, die Zahl der zivilen Opfer bei den drei Angriffen sei die höchste, die die UN seit Beginn der systematischen Registrierung 2009 an einem einzelnen Tag in Afghanistan verzeichnet hätten. Unama rechnete dabei die getöteten und verletzten Zivilisten zusammen.
Der Attentäter vor der Polizeiakademie riss am Freitagabend mindestens 25 Kadetten mit in den Tod. Weitere 20 Polizeischüler seien bei der Detonation verletzt worden, hieß es aus Polizeikreisen. In der Nacht zuvor waren bei der Explosion einer in einem Lastwagen platzierten Bombe nach Regierungsangaben mindestens 15 Menschen getötet und 250 verletzt worden. Unter den Verletzten waren 37 Kinder und 40 Frauen, wie Präsidentensprecher Safar Haschemi sagte.
Zu den Anschlägen kam es kurz nach einem Führungswechsel bei den radikalislamischen Taliban. Diese bekannten sich zu dem Angriff auf die Resolute-Support-Basis und dem Anschlag vor der Polizeiakademie. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid wies aber jede Verantwortung für die Bombe in dem Lastwagen zurück. Zur Nationalität des getöteten ausländischen Soldaten wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Der Attentäter vor der Polizeiakademie hatte sich nach Angaben aus dem Innenministerium als Kadett ausgegeben und in eine Schlange vor dem Eingang eingereiht. Die jungen Männer hätten darauf gewartet, nach dem Wochenende - das in Afghanistan am Freitagabend endet - durch die Sicherheitskontrolle zurück in die Akademie zu gelangen.
Der Sprengsatz in dem Lastwagen zielte nach Polizeiangaben auf eine in einem Wohnviertel stationierte Einheit des Armee-Geheimdienstes. Dutzende Wohnhäuser und Läden wurden zerstört oder beschädigt. Die in der ganzen Stadt hörbare Detonation gegen 01.00 Uhr (Ortszeit) in der Nacht zu Freitag riss einen rund zehn Meter tiefen und etwa 15 Meter breiten Krater in die Straße.