Ankara warnt Obama vor neuer Armenien-Resolution
Istanbul (dpa) - Die türkische Regierung hat US-Präsident Barack Obama eindringlich vor einer neuen Völkermord-Resolution zur Verfolgung der Armenier im Ersten Weltkrieg gewarnt. Den türkisch-amerikanischen Beziehungen drohe sonst Schaden.
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe Obama in einem Brief aufgefordert, er solle eine erwartete Abstimmung im US-Kongress verhindern, berichteten türkische Medien am Dienstag. Außenminister Ahmet Davutoglu warnte, die türkische Nation sei entschlossen, ihre Ehre zu verteidigen. Resolutionen dürften nicht immer wieder „als Damoklesschwert“ über den türkisch-amerikanischen Beziehungen hängen.
Die Türkei hatte in diesem Jahr bereits zeitweise ihren Botschafter aus Washington zurückberufen, weil im März ein Ausschuss im US-Kongress die 1915/16 verübten Gräuel an Armeniern als Völkermord eingestuft hatte. Die Regierung von Präsident Obama und führende US-Abgeordnete hatten sich dann geeinigt, dass die umstrittene Resolution im US-Kongress nicht ins Plenum kommen soll, wie die „Washington Post“ berichtet hatte. So sollte der Streit entschärft werden.
Nach Schätzungen kamen seinerzeit zwischen 200 000 und 1,5 Millionen Armenier im Osmanischen Reich ums Leben. Allerdings bestreitet die türkische Regierung immer wieder mit aller Schärfe, dass es sich um einen Genozid gehandelt habe. Die Armenier hätten an der Seite des Kriegsgegners Russland gestanden, wird in Ankara argumentiert.
Im Osmanischen Reich lebten gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 2,5 Millionen Armenier. Heute sind sie im Nachfolgestaat Türkei nur noch eine kleine Minderheit. Bereits 2007 hatte der US-Kongressausschuss eine Armenier-Resolution verabschiedet und damit eine diplomatische Krise zwischen den beiden NATO-Partnern ausgelöst.