Anschlag auf Hochzeit: Karsai-Verbündeter tot
Kundus/Aibak (dpa) - Rückschlag für die nationale Aussöhnung in Afghanistan: Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Aibak mindestens 23 Menschen mit in den Tod gerissen.
Unter den Toten sind auch der Parlamentsabgeordnete und Milizenchef Ahmed Chan Samangani, der Geheimdienstchef der Provinz, Chan Mohammad, sowie hochrangige Polizeioffiziere, wie ein Polizeisprecher am Samstag in Aibak mitteilte. 60 weitere Menschen seien verletzt worden.
Die sonst relativ friedliche Provinz Samangan gehört zum Einsatzgebiet der Bundeswehr. Die radikal-islamischen Taliban wiesen jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück.
Der Anschlag ereignete sich in einer riesigen Hochzeitshalle, wo Hunderte Gäste an der Trauung von Ahmed Chans Tochter teilnahmen. Der Selbstmordattentäter habe seine Sprengstoffweste gezündet, während der Vater der Braut die Gäste begrüßt habe, sagte der Sprecher des Gouverneurs von Samangan, Seddik Asisi.
Aus Respekt vor den Hochzeitsgästen habe der Brautvater auf Personenkontrollen verzichtet, sagte der für Nordafghanistan zuständige Polizeisprecher, Lal Mohammad Ahmadsai. „Da sind überall Körperteile und Blut im Hochzeitssaal“, beschrieb ein Hochzeitsgast die Situation im Kurznachrichtendienst Twitter.
Ahmed Chan war einer der führenden Vertreter der usbekischen Minderheit in Afghanistan. Er kämpfte als Mudschahed (Kämpfer) gegen die sowjetische Besatzung sowie gegen die Herrschaft der Taliban. Ahmed Chan galt als enger Verbündeter von Präsident Hamid Karsai.
In einer Erklärung Karsais heißt es, Feinde Afghanistans hätten erneut auf unschuldige Zivilisten sowie auf einen Mudschahed gezielt, der eine entscheidende Rolle bei der nationalen Versöhnung in Afghanistan gespielt habe. Karsai kündigte eine Untersuchung an. In der Erklärung des Präsidentenpalastes war nur von 17 Toten und 43 Verwundeten die Rede.
Die radikal-islamischen Taliban wiesen jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück. Nach ihrer Darstellung sollen persönliche Feinde des Politikers hinter der Tat stecken. „Ahmed Chan war eine einflussreiche Person im Norden (Afghanistans) und hatte zweifellos Feinde“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid.
Im Osten des Landes kamen am Samstag bei Kämpfen und einem Unfall zwei Soldaten der Nato-geführten internationalen Schutztruppe Isaf ums Leben, wie das Bündnis mitteilte. Angaben zur Nationalität machte die Isaf wie üblich nicht. Insgesamt starben in diesem Jahr laut unabhängigem Internetdienst icasualties.org 240 ausländische Soldaten in Afghanistan.