Entscheidung zu Assange-Auslieferung zieht sich hin
London (dpa) - Im Tauziehen um die Auslieferung des Wikileaks-Gründers Assange von Großbritannien nach Schweden ist kein schnelles Ende in Sicht. Jetzt soll es frühestens Ende Februar eine Entscheidung geben.
Der Australier sieht sich weiter als Opfer einer Polit-Intrige.
Nach dem letzten regulären Verhandlungstag kündigte der Richter am Freitag in London eine Entscheidung für den 24. Februar an. Auch dann dürfte aber noch nicht endgültig klar sein, ob Assange nach Schweden ausgeliefert wird und sich dort Vorwürfen wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch stellen muss. Assange hat die Befürchtung geäußert, wegen der umstrittenen Veröffentlichung von US-Dokumenten letztlich an die USA überstellt zu werden.
Assanges Verteidiger wollen bei einer Entscheidung gegen den 39- jährigen Australier in jedem Fall Berufung einlegen. „Ich habe niemals die Möglichkeit bekommen, meine Version der Geschichte zu erläutern“, sagte der Internetaktivist nach der Anhörung in London.
Im Gerichtssaal standen Aussagen des schwedischen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt im Zentrum. Reinfeldt hatte in dieser Woche die Justiz seines Landes gegen Vorwürfe von Assange-Anwälten in Schutz genommen. Diese konterten jetzt mit dem Vorwurf, der Stockholmer Regierungschef habe Assange zum „Staatsfeind Nummer Eins“ in Schweden erklärt. Dadurch werde jede Chance auf ein faires Verfahren zerstört.
Die britische Staatsanwaltschaft als Vertreter der schwedischen Seite wies die Vorwürfe zurück. Der Konflikt sei darauf zurückzuführen, dass der Internetaktivist und sein Anwaltsteam „übermäßige Medien-Aufmerksamkeit“ gesucht hätten. Zwei Schwedinnen werfen Assange vor, bei sexuellen Kontakten im Sommer gegen ihren ausdrücklichen Willen ungeschützten Verkehr erzwungen zu haben. Einer Frau soll er sich genähert haben, als sie noch schlief, was in Schweden als Vergewaltigung ausgelegt werden kann.
Assange streitet die Vorwürfe ab. Er sieht hinter dem Verfahren ein Komplott mit dem Ziel, ihn über Schweden an die USA auszuliefern. Die Regierung in Washington stuft die Veröffentlichung von Staatsdokumenten durch Wikileaks als strafbar an, hat aber noch keine juristischen Schritte gegen Assange eingeleitet.