Silvio Berlusconi versinkt im Sumpf der Skandale
Prozesse um Korruption und Steuervergehen und nun auch noch eine Sexaffäre — es wird eng für den Regierungschef.
Rom. Silvio Berlusconi versinkt im Sumpf der Skandale. Prozesse um Korruption und Steuervergehen rollen neu an, und vor allem lassen die Mailänder Staatsanwälte in der jüngsten Sexaffäre um die blutjunge Marokkanerin „Ruby“ (Bild re.) nicht locker. Sie wollen das Schnellverfahren gegen den 74-jährigen Regierungschef.
Ihre Anklagepunkte: Amtsmissbrauch sowie Begünstigung von Prostitution mit einer Minderjährigen. Ob es zu einem Prozess kommt, ist noch offen. Klar ist aber: Der „Krieg“ zwischen dem Mailänder Medienmogul und den verhassten Staatsanwälten erreicht jetzt einen Höhepunkt.
Italien will in ein paar Wochen den 150. Geburtstag des Landes feiern. Doch angesichts der Schlammschlacht in den Medien um wüste Partys in der Villa des Milliardärs herrscht eine Stimmung wie in einem untergehenden Reich. Der Mann, der so gern damit prahlt, die Attacken von Staatsanwälten und Richtern schon dutzendfach abgewehrt zu haben, steht womöglich vor der entscheidenden Konfrontation mit der Justiz.
Dabei war der gestrige Mittwoch doch dazu auserkoren, die Mitte-Rechts-Regierung um den wankenden Regierungschef als Interessenvertreter eines wirtschaftlich leidenden Landes zu profilieren — um die nach der Krise nur mühsam wieder in Gang kommende Wirtschaft zu unterstützen. Doch die Mailänder Staatsanwälte vermasselten Berlusconi auch diesen Auftritt als Patron Italiens.
Nun ist der „Fall Ruby“ beileibe nicht der einzige Klotz am Bein von Berlusconi. Im Januar hatten ihm die höchsten Richter das Herzstück seiner „Quasi-Immunität“ entzogen, mit der er Prozesse weit vor sich her schieben konnte. In den nächsten Wochen sollen sie also alle wieder fortgeführt werden: Mal geht es um über 440 000 Euro, die er einst für Falschaussagen gezahlt haben soll, mal um viele Steuermillionen.