Enttäuschte Revolutionäre protestieren in Kairo

Kairo (dpa) - Zehntausende unzufriedene Revolutionäre haben auf dem Tahrir-Platz in Kairo gegen die ägyptische Übergangsregierung und den Militärrat demonstriert. Ihnen gehen die Veränderungen seit der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak im Februar nicht weit genug.

Außerdem wollen sie, dass mehr frühere Funktionäre vor Gericht gestellt werden und dass die Strafprozesse gegen Mubarak und seine früheren Vertrauten beschleunigt werden. Einige Demonstranten forderten zudem den Rücktritt des Innenministers der Übergangsregierung, Mansur al-Essawi.

Die Parteien und Aktivisten, die am Freitag an der Kundgebung teilnahmen, trugen Plakate mit Aufschriften wie „Die Richter lassen sich Zeit bei den Prozessen gegen sie (die Ex-Funktionäre) und beeilen sich bei den Prozessen gegen die Armen“ oder „Die Revolution geht weiter“.

Auch in der östlichen Stadt Suez, in der es während der Revolutionstage im Januar und Februar ebenfalls blutige Zusammenstöße gegeben hatte, gingen am Freitag Angehörige der Opfer von damals auf die Straße. Sie forderten „Vergeltung für die Märtyrer der Revolution“. In anderen ägyptischen Provinzstädten protestierten ebenfalls Zehntausende nach dem Freitagsgebet. Demonstranten in der Sinai-Stadt Al-Arisch riefen: „Das Volk will die Verurteilung der Korrupten.“

Die Justiz hat auf die Wut der Straße bereits reagiert. Regierungsnahe Medien berichteten am Donnerstagabend, der Vorsitzende der Ermittlungsbehörde des Justizministeriums habe Anklage gegen 25 ehemalige Abgeordnete und Führungskräfte von Mubaraks Nationaldemokratischer Partei (NDP) erhoben. Sie stehen im Verdacht, während der Revolution Attacken auf Demonstranten auf dem zentralen Tahrir-Platz organisiert zu haben. Konkret geht es um die sogenannte „Schlacht des Kamels“.

Am 2. Februar waren Dutzende Männer auf Kamelen und Pferden auf den Platz galoppiert und hatten dort Demonstranten, die Mubaraks Rücktritt forderten, mit Messern und Stöcken attackiert. Einige der Angreifer gaben nach Angaben lokaler Medien später an, sie seien von Geschäftsleuten mit Beziehungen zur NDP für Geld angeheuert worden.

Unter den Demonstranten waren am Freitag auch Angehörige der rund 840 Menschen, die in den Tagen der Revolution getötet worden waren. Auch eine kleine Zahl von Anhängern der Muslimbruderschaft und der radikal-islamischen Salafisten-Gruppen nahmen an der Kundgebung teil. Sie teilen allerdings nicht die Forderung der Jugendbewegung nach einer Verschiebung der für September geplanten Parlamentswahl, weil sie sich bei einem frühen Wahltermin gute Chancen ausrechnen.

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