Südsudan: Die Geburt eines Staates
Ab morgen ist die Region unabhängig — mit vielen Problemen.
Juba. Jahrelang tobten Krieg und Vertreibung. Jetzt bereitet sich die südsudanesische Hauptstadt Juba auf ein Fest vor. Autos rollen über die Straßen, das Programm der Feierlichkeiten wird verkündet. „Die Leute hier haben jahrzehntelang darauf gewartet“, sagt Manfred van Eckert, Büroleiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Juba, beim Blick auf die Straße. Morgen wird der ölreiche Südsudan der 54. Staat Afrikas.
Im Januar stimmte die Bevölkerung dafür, nachdem 2005 der Bürgerkrieg zwischen dem islamischen Norden und dem vornehmlich christlichen und animistischen (Naturreligion) Süden des Landes beendet wurde.
Für die GIZ, die im Auftrag der Bundesregierung arbeitet, ist van Eckert seit 2009 Büroleiter. „Mehr als 80 Millionen Euro hat der Bund bisher hier investiert“, sagt er. „Wir helfen beim Straßenbau, bilden Verwaltungsbeamte aus und verbessern die Trinkwasserversorgung.“ Die GIZ helfe auch beim Austausch zwischen den Dörfern und Ethnien.
Seit Januar sei die Entwicklung atemberaubend. Anfangs war „alles heruntergekommen“. Dann wurden aus Hütten Häuser, Straßen und Dörfer gebaut, und der Flughafen wurde erneuert. „Es gab hier noch nie so viele Schulen und so viel Trinkwasser“, sagt van Eckert. Auch drei noch „relativ schlechte“ Universitäten wurden gebaut.
Vor 2005 wanderten viele Menschen aus. „Für Arbeit und Ausbildung sind viele nach Khartum gezogen.“ Nun ist das anders. Seit Oktober 2010 sind 400 000 Menschen zurückgekehrt. Eine Million, so wird geschätzt, befindet sich noch außerhalb des Landes. Sie kommen zurück, um ihr Land selbst zu gestalten, für die Zukunft, für ihre Kinder, so van Eckert.
Die GIZ ist mit weiterem Personal auf diese „kleine Völkerwanderung“ eingestellt, sagt van Eckert. Die Rückkehrer bräuchten eine Lebensgrundlage.
„Der Süden ist ohne den Norden nicht überlebensfähig. Und umgekehrt“, so van Eckert. Probleme gebe es noch reichlich: „Der Grenzverlauf, die umstrittene Region Abyei.“ Auch müsse eine stabile Wirtschaft eingerichtet und müssten Bürgerrechte formuliert werden. Zudem ist die Frage zur Aufteilung der Öl-Einkommen mit dem Norden ungeklärt.