Erdogan verspricht vor Präsidentenwahl „neue Türkei“
Istanbul (dpa) - Zum Abschluss seines Wahlkampfs hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan „eine neue Türkei“ für den Fall seines Sieges bei der Präsidentenwahl versprochen.
„So Gott will, wird morgen eine neue Türkei begründet“, sagte Erdogan bei seinem letzten Wahlkampfauftritt im zentralanatolischen Konya. „Ein weiteres Mal steigt eine starke Türkei aus der Asche auf.“
Am Sonntag sind rund 53 Millionen Bürger in der Türkei dazu aufgerufen, erstmals direkt einen Präsidenten zu wählen. Erdogan geht als klarer Favorit in die Wahl. Der 60-jährige Chef der islamisch-konservativen AKP kann Umfragen zufolge bereits im ersten Wahlgang auf eine absolute Mehrheit hoffen. Die beiden größten Oppositionsparteien CHP und MHP haben den früheren Generalsekretär der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), Ekmeleddin Ihsanoglu, nominiert. Dritter Kandidat ist der 41-jährige Kurde Selahattin Demirtas von der pro-kurdischen Partei HDP.
Erdogan hat deutlich gemacht, dass er nach einer Wahl durch das Volk alle Kompetenzen nutzen will, die die jetzige Verfassung für den Präsidenten vorsieht. Er plant außerdem eine neue Verfassung, die das Amt noch weiter stärken dürfte. Der 70-jährige Ihsanoglu will das Präsidentenamt dagegen im Falle seines Sieges weiterhin zeremoniell ausfüllen. Auch das scheidende Staatsoberhaupt Abdullah Gül hatte sich auf eine zeremonielle Rolle beschränkt.
Die Opposition warf Erdogan vor, Regierungsressourcen für seinen Wahlkampf zu nutzen. Kritik gab es auch am Staatssender TRT, der Erdogan weitaus mehr Sendezeit einräumte als den beiden Oppositionskandidaten. Sollte Erdogan gewinnen, müsste er nach seinem Wahlsieg den Vorsitz der AKP niederlegen. Die Partei muss dann auch einen Nachfolger für das Amt des Ministerpräsidenten suchen. Bislang wurde der Präsident vom Parlament bestimmt.
Bis vergangenen Sonntag konnten erstmals auch die 2,8 Millionen wahlberechtigten Auslandstürken ihre Stimmen außerhalb der Türkei abgeben. Davon machten aber nur 8,3 Prozent Gebrauch. Insgesamt sind im In- und Ausland rund 55,7 Millionen Wähler registriert. Sollte am Sonntag kein Kandidat die absolute Mehrheit erzielen, ist für den 24. August eine Stichwahl geplant. Güls Amtszeit endet am 28. August.