Eurorettungsschirm: Ein Deutscher ist Herr der Notkredite
Klaus Regling führt den am Montag aktivierten Rettungsschirm ESM. Erfahrungen als Finanzmanager zeichnen ihn aus.
Brüssel. Der einstige Finanzmanager Klaus Regling leitet den neuen dauerhaften Rettungsfonds für klamme Euro-Staaten. Wer dem Deutschen jedoch Lust an großen Risiken oder wildem Spekulieren unterstellt, liegt falsch. Der 62-Jährige tritt stets ruhig, zurückhaltend und ein bisschen grau auf. Verlässlich eben — immerhin ist Regling Chef des neuen 500 Milliarden Euro schweren Not-Topfs, aus dem klamme Euro-Länder seit am Montag Notkredite bekommen können.
Am Montag hat der Rettungsfonds (ESM) in Luxemburg seine Arbeit aufgenommen. Der Finanzfachmann und frühere hochrangige EU-Beamte Regling weiß, was auf ihn zukommt. Bisher leitete er den vorläufigen Euro-Not-Topf (EFSF), aus dem Portugal, Irland und Griechenland Notkredite erhalten.
Den EFSF hatten die Europäer eilig errichtet, nachdem sie Griechenland im Frühjahr 2010 mit Notkrediten vor der Beinahepleite bewahrt hatten. Damals trugen sie Regling die Leitung des vorläufigen Euro-Rettungsfonds an. „Ich habe in meinem Leben viel Zeit damit verbracht, die Währungsunion vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass sie funktioniert“, hat der gebürtige Lübecker damals seine Motivation erklärt. „Da lag es nahe, dort mit anzupacken, wo man die Märkte beruhigen kann.“
Der studierte Volkswirt befasst sich seit Jahrzehnten mit europäischen (Währungs-)Fragen. Seine Diplomarbeit von 1975 widmet sich der „Theorie des optimalen Währungsraums“. Ins Berufsleben startete er beim Internationalen Währungsfonds IWF. Später wechselte Regling ins Bundesfinanzministerium. Dort arbeitete er unter anderem an der Ausgestaltung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts mit, mit dem sich die Länder eigentlich zu maßvollem Haushalten verpflichten wollten. Von 2001 bis 2008 hatte Regling dann einen mächtigen Posten in der EU-Kommission inne: Er leitete die Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen.
Sein abwechlungsreicher Karriereweg mit einflussreichen Posten im öffentlichen und im privaten Bereich knüpfte Regling in Europa, Asien und den USA. Das kommt Regling bei seiner jetzigen Arbeit als „Herr des Rettungsschirms“ zugute. Schließlich muss er potenzielle Geldgeber aus aller Welt davon überzeugen, dem Euro-Rettungsfonds Geld zu borgen. Regling kann mit Deutschland und den anderen Euro-Staaten als Bürgen aufwarten. Das Geld, was ihm Investoren borgen, verleiht der Nottopf dann an hilfsbedürftige Staaten.
Regling sieht sich gut gerüstet für die Gespräche mit Investoren. Seine Zeit bei einem Londoner Hedgefonds von 1999 bis 2001 gilt dem Deutschen als wichtige Erfahrung. Damals lernte er die Kapitalmärkte hautnah kennen.