Geheimes Interview: Kennedy-Witwe enthüllt pikante Details

Charles DeGaulle war für sie ein „Egomane“, Bürgerrechtler Martin Luther King eine „Mogelpackung“: Fast 20 Jahre nach ihrem Tod gewährt ein bislang unveröffentlichtes Interview mit Jacqueline Kennedy einen intimen Einblick in die dramatische Präsidentschaft von „JFK“.

Washington (dpa) - Fast 50 Jahre blieb es unter Verschluss, jetzt enthüllt ein bislang streng geheim gehaltenes Interview mit Jacqueline Kennedy pikante Details aus der kurzen Präsidentschaft ihres Mannes. Die Bänder machen deutlich, dass „Jackie“ von so manchem Staatsmann und politischen Star ihrer Zeit nicht allzu viel hielt.

John F. Kennedy sei bei dem Gedanken an einen möglichen Einzug seines Vizes Lyndon B. Johnson ins Weiße Haus „besorgt um das Land gewesen“, zitiert der US-Fernsehsender ABC aus ihrem Gespräch von 1964 mit dem Historiker Arthur Schlesinger. Das war wenige Monate nach der Ermordung John F. Kennedys.

Jacqueline Kennedy hatte die Bänder ihrer Tochter zur Veröffentlichung hinterlassen

Frankreichs Präsident Charles de Gaulle nennt sie in dem Interview einen „Egomanen“, der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King - jetzt in Washington mit einem Denkmal geehrt - war für „Jackie“ eine „Mogelpackung“, der den Frauen nachstellte, wie die „New York Times“ am Montag berichtete. Wenig schmeichelhaft war auch die Meinung des Präsidenten über einen seiner Amtsvorgänger, Franklin D. Roosevelt: „Scharlatan ist ein unfaires Wort“, habe John F. Kennedy, kurz „JFK“ genannt, nach den Worten seiner Frau einmal bemerkt. Der Kriegspräsident habe aber „eine Menge Effekthascherei betrieben“.

Jacqueline Kennedy hatte die Bänder mit achteinhalb Stunden Gesprächen ihrer Tochter Caroline hinterlassen und sie beauftragt, die Aufnahmen „zur rechten Zeit“ zu veröffentlichen. Der US-Sender ABC widmet dem historischen Dokument nun eine zweistündige Sondersendung. Am Mittwoch ist das Interview zudem als Buch ("Jacqueline Kennedy: Historic Conversations on Life with John F. Kennedy") mitsamt dem historischen Tonmaterial und einem Vorwort von Caroline Kennedy veröffentlicht worden. „Jackie“ Kennedy, die 1968 den schwerreichen griechischen Reeder Aristoteles Onassis heiratete, starb 1994 und hinterließ keine Memoiren.

Über ihren Mann verliert die damals 34-Jährige kein schlechtes Wort

Kein kritisches Wort verliert die junge Witwe über ihren Mann. „Sie berichtet von seiner Loyalität, seiner Empfindsamkeit und seinem Mut“, berichtet die „New York Times“. Zu seinen Seitensprüngen schweigt sie auch. Stattdessen erzählt Jacqueline Kennedy, dass der Präsident ein paar Mal in ihrer Gegenwart weinte - so nach dem Schweinebucht-Debakel, der gescheiterten Invasion Kubas 1961.

Während der Kuba-Krise, in deren Verlauf es beinahe zu einem Atomkrieg mit der Sowjetunion gekommen wäre, bettelt „Jackie“ ihn an, sie nicht wegzuschicken. „Ich will nur bei Dir sein, ich will mit Dir sterben, die Kinder auch - als ohne dich zu sein.“

Die Aufzeichnungen machen auch das „distanzierte und manchmal gestörte Verhältnis“ Kennedys zu seinem Stellvertreter Lyndon B. Johnson deutlich, wie ABC weiter berichtet. „Er (John F. Kennedy) mochte die Idee nicht, dass Lyndon Präsident werden könnte“, sagte Jacqueline Kennedy. In seinem innersten Zirkel habe es bereits früh Gespräche gegeben, wer nach dem Ende von Kennedys zweiter Amtszeit 1968 anstelle des Vizepräsidenten für die Demokraten ins Rennen um das Weiße Haus ziehen könnte. Nach der Ermordung Kennedys rückte Johnson schließlich auf den Präsidentenposten nach.

Für seinen Mittagsschlaf im Weißen Haus soll „JFK“ in seinen Schlafanzug geschlüpft sein

Auch einige private Details ihres Alltags erwähnt „Jackie“ in dem Interview: So etwa, dass der Präsident für sein dreiviertelstündiges Nachmittagsnickerchen im Weißen Haus in seinen Schlafanzug schlüpfte. Oder dass er sich für sein Nachtgebet, das nur wenige Sekunden dauerte, am Bettrand niederkniete. „Das war ein bisschen eine kindische Angewohnheit, ein bisschen wie Zähneputzen oder so etwas“, erzählt sie. „Aber ich fand es so süß. Ich habe mich darüber amüsiert.“

Um die Bänder gab es vor wenigen Wochen Wirbel, nachdem eine britische Boulevardzeitung gemeldet hatte, in dem Interview komme eine Affäre Kennedys mit einer 19-jährigen Praktikantin im Weißen Haus zur Sprache und „Jackie“ räume zudem eigene Seitensprünge ein. Zudem äußere die Präsidentenwitwe den Verdacht, Vizepräsident Johnson habe zusammen mit reichen texanischen Geschäftsleuten hinter dem Mordkomplott gesteckt. ABC hatte den Bericht zurückgewiesen.