Hassan Ruhani: Israel warnt vor dem „Wolf im Schafspelz“
Heute tritt Irans neuer Präsident, Hassan Ruhani, sein Amt an. Im Westen gilt er als liberal. Tel Aviv aber ist skeptisch.
Tel Aviv/Teheran. Der Überraschungssieg des als gemäßigt geltenden Klerikers Hassan Ruhani (64) bei der Präsidentenwahl im Iran Mitte Juni hat weltweit Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Atomkonflikts ausgelöst. Von einem „potenziell positiven Zeichen“ sprach das Weiße Haus in Washington.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) drückte die Hoffnung aus, dass der Iran nun beim Atomprogramm substanzielle Gesprächsbereitschaft zeige. Nur einer hält das alles für Wunschdenken: Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Der Iran unter Ruhani sei ein „Wolf im Schafspelz“, der die internationale Gemeinschaft nur täuschen wolle, während es mit einem „Lächeln weiter an der Bombe baut“, warnt Netanjahu. Der iranischen Führung müsse vor Augen geführt werden, dass ein militärischer Angriff auf die Atomanlagen weiter im Bereich des Möglichen bleibe. Und falls die internationale Gemeinschaft doch tatenlos zusehen sollte, wie der Iran auf die Atombombe zusteuere, dann werde Israel handeln: „Ich werde nicht warten, bis es zu spät ist.“ Wieder die Drohung mit dem militärischen Alleingang Israels.
Den allerdings hält die Iran-Expertin vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv, Emily Landau, für eher unwahrscheinlich. „Wenn man sich das bisherige Verhalten Israels und die Aussagen aus Sicherheitskreisen ansieht, dann findet sich nicht sehr viel Unterstützung fürs Losschlagen. Aber Israel hofft sehr, dass die internationale Gemeinschaft etwas unternimmt“, sagt Landau.
Allerdings teilt sie die Skepsis Netanjahus. „Alle Optimisten müssten die Frage beantworten, aufgrund welcher Fakten sie eigentlich mit einem Kurswechsel (des Irans) rechnen.“ Im Wahlkampf habe sich Ruhani zwar zu Fragen wie den Rechten der Frauen moderat geäußert. Aber der Atomkonflikt sei eine ganz andere Hausnummer.
Landau hält Atomwaffen gerade in der Hand des Iran für besonders brisant. Das Land bedrohe seine Nachbarn und wolle Israel auslöschen. „Dabei gibt es gar keine Konflikte zwischen beiden Ländern. Die iranische Führung hofft nur, dass sie mit Aggressionen gegen Israel ihren Führungsanspruch in der islamischen Welt untermauern kann.“