IAEA-Bericht: Israel sieht jetzt den Westen am Zug

Nach Ansicht von Experten ist nun bewiesen, dass der Iran an der Atombombe baut. Doch Sanktionen sind längst nicht sicher.

Tel Aviv. Bei aller Sorge über das iranische Atomwaffenprogramm herrscht in Israel eine gewisse Genugtuung. Erstmals hat eine unabhängige internationale Organisation laut und deutlich bestätigt, wovor Israel seit Jahren warnt: Teheran arbeitet heimlich an Atomwaffen. Mit ihrem Bericht habe die Internationale Atomenergiebehörde IAEA „eine Bombe abgeworfen“, titelte die israelische Zeitung „Jediot Achronot“.

„Die meisten Informationen waren Israel und den westlichen Geheimdiensten schon seit Jahren bekannt“, sagte der israelische Iran-Experte Eitan Livne. Der frühere IAEA-Chef Mohammed el Baradei habe sie jedoch stets unter dem Deckel gehalten oder weichgespült. „Dieser Bericht hätte schon vor Jahren veröffentlicht werden können, aber El Baradei hat es vorgezogen, die belastenden Beweismittel nicht preiszugeben“, sagte Livne.

Der neue Bericht verändert aus Sicht des Experten nun die Spielregeln bei der Debatte über das iranische Atomprogramm. „Der Streit über die iranischen Absichten ist entschieden und damit vorbei“, sagte er. „Wer sich von diesem Bericht nicht überzeugen lässt, will offenbar einfach nicht überzeugt werden.“

Israel sieht jetzt besonders den wichtigsten Bündnispartner, die USA, unter Zugzwang. Immer wieder betonen israelische Politiker, ihr Land könne beim Kampf gegen eine nukleare Aufrüstung des Mullah-Regimes nicht die Speerspitze bilden.

„Dies ist nicht nur ein Problem Israels“, sagte die israelische Oppositionsführerin Zipi Livni (Kadima). Die ganze Welt müsse vereint gegen Teheran vorgehen. „Nur wenn deutlich wird, dass für die Weltöffentlichkeit alle Optionen auf dem Tisch liegen, wird der Iran noch einmal abwägen, ob er nicht besser zurückweicht“, sagte Livni. Bisher hätten sich viele Länder damit herausgeredet, dass es keine klaren Beweise für ein iranisches Atomwaffenprogramm gebe. Dies sei nun vorbei.

Israel bezweifelt jedoch den Willen der internationalen Gemeinschaft, ausreichend harte Sanktionen gegen Teheran zu verhängen. „Russland und China sind die Schlüsselstaaten“, sagte Experte Livne.

Besondere Kopfschmerzen bereitet israelischen Experten die Möglichkeit, das Atomwaffenprogramm könnte noch viel weiter entwickelt sein, als es sich in dem Bericht darstellt. Immerhin habe Teheran bisher alles versucht, um die internationalen Inspektoren in die Irre zu führen, sagte Livne. „Es kann sehr gut sein, dass es noch eine geheime Atomanlage gibt.“