Israel rächt sich für getötete Jugendliche
Das rechte Lager tobt und fordert einen vernichtenden Schlag gegen die Hamas. Warnungen vor neuem Krieg.
Tel Aviv. Hunderte Israelis versammelten sich auf den Straßen und zündeten Gedenkkerzen an. In Tel Aviv und Jerusalem weinten viele bei den Mahnwachen für die ermordeten drei Jugendlichen. Aus den Lichtern formten sie Davidsterne. „Das bittere Ende“, titelte die Tageszeitung „Jediot Achronot“ am Dienstag, nachdem die Leichen der 16- bis 19-Jährigen gefunden worden waren. In die tiefe Trauer mischen sich aber auch unüberhörbar die Rufe nach Rache.
Die radikalislamische Hamas müsse nun einen „hohen Preis bezahlen“, fordern viele Minister. Doch die Regierung ist noch unentschlossen, wie sie auf die Tat reagieren soll. Es wird befürchtet, dass Israel bei zu harten Schritten in einen neuen Krieg hineinschlittern könnte.
Fast reflexartig bombardierten israelische Kampfjets in der Nacht zu Dienstag Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Die Angriffe waren zwar deutlich heftiger als sonst, dennoch herrschte das Gefühl, es handele sich hier um ein „weiter wie bisher“.
Bei einer eilig einberufenen Dringlichkeitssitzung des Sicherheitskabinetts kam es zum lautstarken Streit über den richtigen Kurs gegenüber der Hamas. Wirtschaftsminister Naftali Bennett von der Siedlerpartei habe eine breite Offensive gegen die radikalislamische Organisation gefordert, hieß es.
Moderate Minister wie Zipi Livni hätten gemahnt, Israel müsse vor einer Entscheidung erst einmal „tief durchatmen“. Verteidigungsminister Mosche Jaalon warnte vor einer Eskalation in Richtung eines neuen Krieges. Bislang hat Israel aber noch keine echten Beweise vorgelegt, sondern nur die Identität der beiden Tatverdächtigen genannt. Die Hamas-Mitglieder sind seit dem Zeitpunkt der Entführung verschwunden und werden noch gejagt.
Bricht die gemäßigte Palästinenserführung von Präsident Mahmud Abbas jetzt mit der Hamas? Erst vor einem Monat hatten die beiden Palästinenserorganisationen eine Einheitsregierung gebildet. Israel drängt Abbas dazu, sie wieder aufzukündigen. Bei einer Sondersitzung in Ramallah wollte die Führung entscheiden, wie sie sich unter den Umständen verhalten soll.
Es stellt sich die Frage, ob Israel härter zuschlagen wird, falls Abbas die Einheitsregierung mit Hamas nicht aufkündigt.