Kim Jong Un zum Oberkommandierenden ernannt
Seoul/Pjöngjang (dpa) - Nach der Ausrufung Kim Jong Uns zum neuen Machthaber hat das Regime im kommunistischen Nordkorea dem Sohn von Ex-Diktator Kim Jong Il auch offiziell den Oberbefehl der Streitkräfte übertragen.
Die Entscheidung sei am Freitag bei einem Treffen des Politbüros des Zentralkomitees der Arbeiterpartei verkündet worden, berichteten die staatlichen Medien am Samstag. Die Partei sei damit dem Willen Kim Jong Ils gefolgt. Kim, der vor zwei Wochen im Alter von 69 Jahren gestorben war, hatte seinen jüngsten Sohn schrittweise auf die Nachfolge vorbereitet.
Die Übernahme des Oberbefehls über die 1,2 Millionen Mann starke Volksarmee ist ein klares Zeichen dafür, dass der erst knapp 30-jährige Kim Jong Un seine Stellung weiter gefestigt hat. Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea den Machtwechsel beschleunigen will. Die Armee ist ein wichtiger Machtfaktor in dem abgeschotteten Staat, dessen Führung eine „Militär-Zuerst“-Politik verfolgt. Nach Ansicht Südkoreas und der USA vollzieht sich der Machtwechsel in Nordkorea bisher stabil.
Die Verkündung durch das Politbüro kam einen Tag nach Ende der offiziellen Trauerzeit für Kim Jong Il. Zum Abschluss der Staatstrauer hatte das Regime Kim Jong Un am Donnerstag bereits zum „obersten Führer“ der Partei, des Militärs und des Volkes ausgerufen. Kim Jong Il selbst hatte den Oberbefehl über die Streitkräfte 1991 und damit drei Jahre vor dem Tod seines Vaters und „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung übernommen. Seinen eigenen Sohn hatte Kim Jong Il im vergangenen Jahr zum Vier-Sterne-General ernannt.
Bei dem Treffen des Politbüros sei die Notwendigkeit betont worden, „Kim Jong Un als das einzige Zentrum der Einheit, des Zusammenhalts und Führung der Arbeiterpartei“ hochzuschätzen, berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Das Militär sollte die Songun-Politik („Mililtär-Zuerst“-Politik) Kim Jong Ils fortsetzen.
Einen Kurswechsel soll es in Nordkorea unter dem neuen Machthaber nicht geben. Die Nationale Verteidigungskommission, das wichtigste Entscheidungsgremium des Landes, hatte am Freitag erklärt, dass das Ausland von Nordkorea keine Veränderung erwarten solle. Mit der Regierung des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak werde Pjöngjang niemals in Beziehung treten. Damit erteilte Pjöngjang den Hoffnungen auf Veränderungen eine Absage.