Kosovo — frei, aber gespalten
Integration serbischer Minderheit ist bislang gescheitert.
Wien/Pristina. „Historisch“, „neue Ära“, „denkwürdiger Tag“: Nach der Kosovo-Konferenz in Wien, die der früheren serbischen Provinz die uneingeschränkte Souveränität zuerkannte, war allen nur nach Jubel zumute. Der internationale Kosovo-Beauftragte Pieter Feith, Österreichs Außenminister Michael Spindelegger als Gastgeber und Kosovo-Regierungschef Hashim Thaci übertrafen sich mit Anerkennung und Lob für das Erreichte.
Doch die Schlüsselprobleme konnten auch in den viereinhalb Jahren der beaufsichtigten Unabhängigkeit weder von ausländischen Experten noch der albanisch geführten Kosovo-Regierung gelöst werden. Die Integration der serbischen Minderheit, die sich gegen ihre Eingliederung wehrt, ist weiter ungelöst. Daher fangen die eigentlichen Probleme Kosovos jetzt erst richtig an.
„Das ist der Ausgangspunkt für die Serben, sich voll zu integrieren“, machte Kosovo-Beauftragter Feith sich und allen anderen Mut. Dazu werde die Kosovo-Regierung jetzt erstmals ein Büro im Norden des Landes eröffnen, wo sie bisher nichts zu sagen hatte. Doch einen ersten Versuch, eine solche Behörde der Kosovo-Regierung im Norden zu errichten, hatten aufgebrachte Serben schon vor Wochen in Mitrovica mit Gewalt verhindert.
Das zweite ungelöste Problem ist trotz aller ausländischen Bemühungen die nicht existierende Justiz in Nordkosovo. Dort herrscht praktisch ein rechtsfreier Raum. Daher ist der Kosovo-Regierung und auch der EU und den USA seit Jahren daran gelegen, dass das Bezirksgericht in Mitrovica wieder seine Arbeit aufnimmt. Es war vor Jahren von Serben demoliert worden.
Die Kontrolle des serbischen Nordens durch die Regierung in Pristina kann laut Experten nur mithilfe der Kfor-Schutztruppe gelingen. Doch schon seit einem Jahr gelingt es der Truppe nicht, alle serbischen Straßenblockaden in dieser Region zu räumen.