Marokko will trotz Terrors Reformen vorantreiben

Marrakesch/Berlin (dpa) - Marokkos Regierung will ungeachtet des Terroranschlages auf das Touristen-Café „Argana“ in Marrakesch am politischen Reformprozess festhalten.

„Wir werden uns trotz dieser Destabilisierungsversuche nicht davon abhalten lassen“, sicherte Informationsminister Jalid Naciri am Freitag zu. Das Blutbad trage die Handschrift des nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegers AQMI, deutete Innenminister Taieb Cherkaoui an. Die Bombe sei nach bisherigen Ermittlungen ferngezündet und nicht wie zunächst vermutet von einem Selbstmord-Attentäter detoniert worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag als „barbarisch“.

Bei dem Attentat auf dem berühmten Jamaa el-Fna-Platz waren am Donnerstag 16 Menschen getötet und 21 verletzt worden, die meisten von ihnen ausländische Urlauber. Unter den Toten sind nach Informationen aus Paris und Den Haag sechs Franzosen und ein Niederländer. Nach Angaben der örtlichen Behörden starben zudem zwei Kanadier und vier Marokkaner. Unbestätigten Berichten zufolge wurden auch eine hochschwangere Israelin und ihr aus Marokko stammender Ehemann getötet. Nach Angaben des Innenministers war der Sprengsatz mit Nägeln gespickt, um seine tödliche Wirkung zu verstärken.

Erst vor wenigen Tagen hatten mutmaßliche marokkanische Mitglieder der Terrororganisation „Al-Kaida im islamischen Maghreb“ (AQMI) in einer Videobotschaft im Internet mit Anschlägen in dem nordafrikanischen Land gedroht. Als Begründung nannten sie die jahrelange Unterdrückung von Islamisten in Marokko.

Die Sicherheitskräfte leiteten eine Großfahndung nach den Terroristen ein. Auf den Straßen um Marrakesch und am Flughafen gab es starke Polizeikontrollen. In den Hotels wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Laut Berichten von Augenzeugen wurde kurz vor dem Attentat ein verdächtig erscheinender Einheimischer mit einem Rucksack in dem Kaffeehaus gesehen. Dieser könnte die Bombe in dem Lokal platziert haben.

Bundeskanzlerin Merkel übermittelte König Mohammed VI. in einem Kondolenzschreiben ihre Anteilnahme. „Mit Abscheu und Entsetzen habe ich die Nachricht von dem schrecklichen Terroranschlag in Marrakesch vernommen, dem viele Menschen zum Opfer gefallen sind“, schrieb sie.

Der Monarch hatte unter dem Eindruck der Proteste in arabischen Ländern und Massendemonstrationen im eigenen Land eine weitreichende Verfassungsänderung angekündigt, die seine eigene Macht einschränken und das Parlament stärken soll. Zudem hatte er vor zwei Wochen fast 200 Häftlinge begnadigt, darunter auch viele Islamisten.

Die großen deutschen Reiseveranstalter behielten trotz des Anschlages Marrakesch im Programm. Das Auswärtige Amt rate lediglich zu erhöhter Aufmerksamkeit in Marokko, hieß es zur Begründung. Reisende sollten sich insbesondere in der Nähe touristischer Anziehungspunkte und religiöser Kultstätten in Acht nehmen.