Merkel soll im Klimakampf führen

Die Schwellenländer fordern beim Petersberger Dialog: Berlin muss treibende Kraft auf der UN-Konferenz werden.

Berlin. Der Emir lässt grüßen. Er wäre gern selbst nach Berlin gekommen. Aber Termine, Termine, Termine. . ., die Bundeskanzlerin kennt das. Dafür verspricht der Vizepremier des Golfstaates Katar, Abdullah bin Hamad Al-Attiyah, dass sein Land bereits daran arbeite, „eine schöne und saubere Welt zu entwickeln“.

Katar richtet Ende November in Doha die nächste Weltklimakonferenz aus. Es geht für die Weltgemeinschaft um nichts weniger, als um eine gemeinsame Basis für das Folgeabkommen von Kyoto, das zum Jahresende ausläuft. Nun berieten Vertreter aus 35 Staaten beim dritten Petersberger Klimadialog in Berlin, wie die Verhandlungen in Katars Hauptstadt Doha neuen Schwung erhalten.

Denn bis 2015 lässt sich die Welt Zeit, eine neues Klimaschutzabkommen auszuhandeln, das dann wiederum erst 2020 in Kraft treten soll. Doha jedenfalls sei ein „spannender Veranstaltungsort“, findet Merkel. Aber auch in Katar müsse man wissen: Die Zukunft kann nicht allein der Ausbeutung fossiler Rohstoffe gehören. Es gehe um einen neuen Begriff von Wachstum. Vor allem aber: „Es kommt darauf an, die Dinge nachhaltig zu gestalten“, sagt die Kanzlerin.

Ihr Ziel: Sie wollen die ins Stocken geratenen Verhandlungen neu beleben. Die Weltklimakonferenz im November in Doha ist ein Zwischenschritt. Und natürlich seien „offene Fragen“ zur zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls zu klären.

Merkel wirbt für ein neues Verständnis von Wachstum: Qualität und nicht immer nur Quantität. Und natürlich gehe es darum, möglichst das Ziel zu erreichen, nach dem die Erderwärmung bis 2050 nicht stärker als zwei Grad ab Beginn der Industrialisierung steigen soll.

Doch genau dies sei das Problem, der „Bezugspunkt“, wie die Physikerin erklärt. Seit Beginn der Industrialisierung sei ein reichlich schwammiger Bezugspunkt. Und das Zwei-Grad-Ziel werde mit dem, „was jetzt auf dem Tisch liegt, nicht zu erreichen sein“. Die Regierung in Katar, deren Land mit Öl unglaublich reich geworden ist, soll jetzt als Ausrichter der UN-Klimakonferenz eine Wende beim Ringen um ein Kyoto-Folgeabkommen einleiten. Katar ist auch Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Dort ist es so heiß, dass die Stadien künstlich gekühlt werden müssen. Ob ein derartiger Einsatz von Energie sich mit ernst gemeintem Klimaschutz vereinbaren lässt?

Merkel ist gefragt. Auch bei diesem dritten Petersberger Klimadialog. Vertreter von Schwellen- und Entwicklungsstaaten wie Südafrika, Gambia, Indonesien oder des kleinen Inselstaates Nauru im Pazifik wünschen sich eine deutsche Vorreiterrolle.

„Es muss jemand Verantwortung übernehmen.“ Die Augen im Saal richten sich auf Merkel. Der Vizepremier von Katar, Al-Attiyah, lädt die Kanzlerin mit einem beinahe flehentlichen Appell zur Doha-Klimakonferenz ein: „Wir brauchen Ihre Weisheit. Wir brauchen Sie in Doha.“

Es gelten die Gesetze der Physik. Für manche Länder bedeutet dies schon heute: Land unter wegen der Flutwellen als eine Folge des Klimawandels. Ob Merkel nach Doha reisen wird, lässt siederzeit allerdings offen. Die Konferenz in Katar sei eine „Zwischenetappe“. Wahrscheinlich wird Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) in Doha allein für Berlin verhandeln. Angela Merkel sagt nur so viel: „Wenn der Umweltminister kommt, kommt er mit all meinen guten Gedanken.“