Neue Sozialproteste in Israel
Tel Aviv (dpa) - Bei neuen Sozialprotesten in Israel hat sich ein 57 Jahre alter Mann selbst in Brand gesetzt. Der obdachlose Mann aus Haifa schwebt in Lebensgefahr, nachdem er auf 90 Prozent der Haut Verbrennungen dritten Grades erlitten hatte, wie israelische Medien am Sonntag berichteten.
Ein Jahr nach Beginn der Sozialproteste gegen die hohen Lebenshaltungskosten in Israel waren am Samstagabend in mehreren Städten des Landes erneut Tausende auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Polizei nahmen an zwei Protestmärschen in Tel Aviv etwa 2000 Menschen teil. Organisatoren und Teilnehmer nannten weitaus höhere Zahlen. Auch in Jerusalem, Haifa und Beerscheva demonstrierten Menschen.
Überschattet wurden die Kundgebungen in Tel Aviv von der Selbstverbrennung des Demonstranten. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann sich am Samstagabend mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet. Umstehende Demonstranten hätten die Flammen gelöscht. Seine Schwester erzählte, der ehemalige Spediteur habe schwere geschäftliche und gesundheitliche Probleme gehabt. „Er hat all seine Besitztümer verloren, man hat ihm alles genommen - sein Geschäft, seine Lastwagen und sein Haus“, sagte sie der Nachrichtenseite ynet. Er habe keine angemessene staatliche Unterstützung erhalten.
Die soziale Protestbewegung hatte im Juli vergangenen Jahres mit einem Zeltlager auf dem zentralen Rothschild Boulevard in Tel Aviv begonnen. Kurz darauf bildeten sich in weiteren israelischen Städten Protestlager. Es kam zu wöchentlichen Demonstrationen gegen die hohen Lebenshaltungskosten. Ihren Höhepunkt fanden die Proteste im September, als mehr als 400 000 Menschen in ganz Israel auf die Straße gingen und soziale Gerechtigkeit forderten.