US-Politiker schäumen - Uniformen „made in China“

Washington (dpa) - Der Streit um die in China genähten Olympia-Outfits für amerikanische Athleten zieht immer weitere Kreise. Per Gesetz wollen US-Politiker verhindern, dass das amerikanische Olympiateam bei der Eröffnungsfeier in London ausgerechnet Uniformen „made in China“ trägt.

Seit vor wenigen Tagen bekanntwurde, dass die vom US-Designer Ralph Lauren entworfenen blauen Blazer und weißen Hosen auf chinesischem Boden zusammengenäht wurden, will sich die Empörung nicht legen. Mag sonst der US-Wahlkampf mit hässlichen gegenseitigen Attacken toben: dieser „unpatriotische Akt“ lässt Republikaner und Demokraten gemeinsam schäumen.

Eine Gruppe von Senatoren der Partei von Präsident Barack Obama reichte im Kongress einen Gesetzentwurf ein, der das nationale Olympische Komitee (USOC) zwingen soll, sein Team in Uniformen „made in USA“ aufmarschieren zu lassen. Der republikanische Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, und der Chef der Demokraten im Senat, Harry Reid, verdammten die Uniformen unisono und spachen von einem „beschämenden“ Vorgang. Reid empfahl gar, man solle „alle Outfits nehmen, sie auf einen großen Haufen werfen und verbrennen und noch einmal ganz von vorn anfangen“.

Ein amerikanisches Label, Hockey Freeman, wittert laut „Washington Post“ eine Chance und bietet an, neue Outfits auf US-Boden herzustellen - in Rekordtempo, rechtzeitig für die Eröffnungsfeier. Damit würden dann wohl auch die französisch inspirierten Baskenmützen verschwinden, die Ralph Lauren den olympischen Athleten aufsetzen will und die nach Medienberichten vielen US-Bürgern zu „unamerikanisch“ sind.

Aber das USOC hält unerschütterlich an Ralph Lauren fest. All das Gerede über in China hergestellte Uniformen sei Unsinn, zitierte die „Washington Post“ aus einem Tweet von Sprecher Patrick Sandusky. Polo Ralph Lauren sei ein amerikanisches Unternehmen, das amerikanische Athleten unterstütze. Der Sprecher verwies weiter darauf, dass das amerikanische Olympiateam privat finanziert werde. Man sei dankbar für die Unterstützung durch Sponsoren und stolz auf die Zusammenarbeit mit Ralph Lauren.

Der Modehersteller selbst reagierte prompt und gelobte Besserung. So kurz vor Beginn der Spiele soll die Kleidung zwar nicht verbrannt werden, aber bei den Winterspielen 2014 will Ralph Lauren es besser machen. Dann soll die Sportlerkleidung nicht nur in den USA entworfen, sondern dort auch hergestellt werden, zitierte unter anderem die „Washington Post“ das Unternehmen.

Der Deutsche Olympische Sportbund findet nichts Falsches an der Haltung des USOC. „Wir arbeiten mit deutschen Unternehmen zusammen, die wie praktisch alle Textilunternehmen weltweit produzieren“, hieß es in einer E-Mail von DOSB-Sprecher Christian Klaue. „Das ist in einer globalen Wirtschaft gang und gäbe. Schon deshalb erheben wir keine Forderung für die ausschließliche Produktion in Deutschland. Auch im Sport befinden wir uns in einem globalen Wettbewerb, weshalb wir in der Produktion der Kleidung im Ausland kein Problem sehen.“

Die betroffenen Olympia-Sportler sehen die Sache anscheinend ähnlich gelassen. „Wir leben in einer globalen Welt“, sagte US-Beachvolleyballer Todd Rogers der Onlineausgabe von „USA Today“. Es gebe Wichtigeres als die Frage, wo Ralph Lauren seine Klamotten herstellen lasse. Nach Angaben des TV-Senders CNN haben auch schon andere Länder ihre Olympia-Outfits in China fertigen lassen, unter anderem Kanada und Australien.

Und wie es aussieht, ist „made in USA“ insgesamt im amerikanischen Alltagsleben zur Rarität geworden. 98 Prozent der in den USA verkauften Kleidungsstücke würden in Übersee produziert, zitiert die „Washington Post“ den Bekleidungs-Dachverband American Apparel and Footwear Association.

Die Kritiker in den USA halten unter anderem dagegen, dass der US-Wirtschaft mit der Verlagerung der Olympia-Outfit-Produktion nach China insgesamt ein Milliardengeschäft entgehe. Kleidungsstücke und Zubehör sind auch im Handel erhältlich und kosten zwischen 55 Dollar (45 Euro) und 795 Dollar - je nachdem, ob es sich um Baskenmützen oder Blazer handelt.

Im Weißen Haus drückt man sich unterdessen vorsichtig-diplomatisch aus. Ein Sprecher sagte, dass der Herstellungsort der Olympia-Outfits kein Thema der Regierung sei. Doch US-Präsident Barack Obama glaube an „die hohe Qualität amerikanischer Produkte“ - das beinhalte auch in den USA hergestellte Kleidung.