Merkel verteidigt in Polen Dialog mit Russland

Kreisau (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre polnische Kollegin Ewa Kopacz haben den deutsch-polnischen Versöhnungsprozess gewürdigt und die enge Partnerschaft beider Länder betont.

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25 Jahre nach der historischen Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen ging die Kanzlerin im niederschlesischen Kreisau (Krzyzowa) auch auf die Lage in der Ukraine und die polnischen Sicherheitsängste ein. „Für uns sind Nachbarländer Partner und keine Einflusssphären“, betonte sie. „Für uns gilt die Stärke des Rechts und nicht die Inanspruchnahme eines angeblichen Rechts des Stärkeren.“

Deutschland sei sich aber auch bewusst, dass die Sicherheit Europas mittel- und langfristig nur gemeinsam mit Russland erreicht werden könne. „Sanktionen werden nicht als Selbstzweck beschlossen, sondern wenn sie nicht vermeidbar sind.“ Deutschland halte weiterhin am Dialog mit Russland fest, sagte Merkel.

Anlass des Treffens in Kreisau war der 25. Jahrestag der sogenannten Versöhnungsmesse mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki, den ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Umarmung beim Friedensgruß, bei der beide Politiker zu Tränen gerührt waren, gilt als eine historische Geste deutsch-polnischer Aussöhnung.

„Wir sind keine Geiseln der Geschichte“, sagte Kopacz mit Blick auf die Belastungen im deutsch-polnischen Verhältnis, vor allem aus den Erfahrungen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Hinter der Unterstützung Polens bei der Wiedervereinigung Deutschlands habe die Überzeugung gestanden, dass „ein vereintes, demokratisches und europäisches Deutschland für Polen die beste Zukunftsgarantie ist“.

Vieles sei seit dem historischen Treffen vor 25 Jahren erreicht worden, sagte Kopacz: „Versöhnung ist ein Ergebnis von Mut, aber auch von viel Arbeit. Wenn Polen und Deutsche sich heute treffen, dann tun sie das als Nachbarn, Partner und vor allem als Freunde.“

Beim Blick in die Vergangenheit erinnerte Merkel daran, wie viel auch Polen ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kommunismus in Ostmitteleuropa erreicht habe: „Mit Donald Tusk wird in wenigen Tagen erstmals ein Mitglied des „neuen Europa“ an die Spitze des Europäischen Rates treten.“