Seoul um Vermittlung bemüht Nordkorea erwartet von den USA Entgegenkommen im Atomstreit
Seoul (dpa) - Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat von den USA ein Entgegenkommen in den Verhandlungen über das Atomwaffenprogramm seines Landes gefordert.
Bei seinem Besuch in Pjöngjang habe Kim von „ersten notwendigen Schritten zur Denuklearisierung“ gesprochen, die Nordkorea unternommen habe, sagte Südkoreas nationaler Sicherheitsberater Chung Eui Yong in Seoul. Kim wünsche sich „ein Umfeld, das ihn spüren lässt, er habe die richtige Entscheidung getroffen.“ Der gute Wille müsse entsprechend anerkannt werden. Er habe weiter Vertrauen in US-Präsident Donald Trump, wurde Kim von Chung zitiert.
Mit Nordkoreas Führung vereinbarten Chung und seine Delegation bei ihrem Besuch in Pjöngjang am Mittwoch einen Termin für ein weiteres Gipfeltreffen zwischen Kim und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In. Moon wird laut Chung zu seinem dritten Treffen mit Kim vom 18. bis zum 20. September Pjöngjang besuchen. Dabei solle auch über „praktische Maßnahmen“ zur Denuklearisierung und einen dauerhaften Frieden gesprochen werden.
Kim habe erneut seine Bereitschaft zur „kompletten Denuklearisierung“ bekräftigt, sagte Chung. Kim habe sich jedoch enttäuscht gezeigt, „dass es in der internationalen Gemeinschaft Zweifel an seinen Absichten“ gebe. Ein Dreiertreffen der Vertreter beider koreanischer Staaten und der USA am Rande der UN-Vollversammlung in diesem Monat in New York schloss er aus. Dafür seien die Bedingungen derzeit nicht gegeben. Trump wird Ende September in New York Moon Jae In treffen.
Zuletzt verstärkte sich die Skepsis, dass die kommunistische Regierung in Pjöngjang die grundsätzlich vereinbarte atomare Abrüstung tatsächlich angehen werde. US-Außenminister Mike Pompeo hatte deshalb in der vergangenen Woche eine Reise nach Nordkorea auf Geheiß von Trump abgesagt. Washington und Pjöngjang sind die Hauptakteure in den Atomverhandlungen. Doch bemüht sich Seoul um eine Vermittlung.
Kim hatte bereits bei seinem ersten Treffen mit Moon im April sowie bei seinem Gipfelgesprächen mit Trump im Juni in Singapur eine Denuklearisierung versprochen. Doch gab es bisher keine konkreten Zusagen, wie und bis wann die Abrüstung erfolgen soll. „Denuklearisierung“ ist dabei in dem Konflikt ein bewusst gewählter, schwammiger Begriff, der Diplomaten Spielraum für Verhandlungen lässt. Die USA und ihre Verbündeten wollen von Nordkorea Beweise für den überprüfbaren und unumkehrbaren Abbau des Atomprogramms, einschließlich der Beseitigung aller bisher produzierten Kernwaffen. Nordkorea sieht in den Atomwaffen eine Sicherheitsgarantie.
Kim habe jetzt den Wunsch geäußert, die jahrzehntelangen Feindseligkeiten mit den USA innerhalb der ersten Amtszeit Trumps zu beenden, die Beziehungen zu verbessern und die Denuklearisierung erreichen zu wollen, sagte Chung, den Moon als Sondergesandter nach Pjöngjang geschickt hatte. Kim habe darauf hingewiesen, dass sein Land eine Raketenstartanlage in Tongchang-ri zerstört und das Atomtestgelände in Punggye-ri weitgehend unbrauchbar gemacht habe. Umstritten ist allerdings, ob Nordkorea diese Anlagen überhaupt noch brauchte.
Kim deutete in Pjöngjang nach Darstellung Chungs an, dass die USA einer Erklärung über ein formelles Ende des Korea-Kriegs (1950-53) zustimmen sollten. Kims Sicht sei, dass solch ein Schritt die Allianz der USA mit Südkorea nicht schwächen werde. Auch seien Befürchtungen unbegründet, die USA müssten dann ihre in Südkorea stationierten Soldaten abziehen.
Die USA hatten unter anderem gemeinsame Militärmanöver mit Südkorea ausgesetzt, die Nordkorea als Provokation gewertet hatte. Auch ist Washington bereit, Pjöngjang im Fall der Abrüstung Sicherheiten zu bieten.