Obama beim Papst: Der freundliche Gipfel im Vatikan
US-Präsident Obama trifft erstmals Papst Franziskus.
Rom. Draußen, auf dem Petersplatz, weht Barack Obama ein kalter, geradezu unangenehmer Frühlingswind entgegen. Drinnen, im Apostolischen Palast, kann sich der US-Präsident dann rasch erwärmen. Strahlend und mit einem „Thank you, Sir, thank you“ (Danke, mein Herr, danke) eröffnet er seine erste Begegnung mit Papst Franziskus: „Ich bin ein großer Bewunderer“, fügt er entspannt an. Der Papst erwidert herzlich: „Willkommen, Herr Präsident!“ Die Weichen des Gipfeltreffens scheinen so gestellt: Lernen wir uns kennen, reden wir über die Probleme der Welt, über Armut und Bürgerkriege, weniger über das, was uns trennt.
Der Chef des kleinsten Staates der Welt, der allerdings eine moralische Weltmacht ist, empfängt den politischen Führer der westlichen Hemisphäre. Dann ziehen sich die beiden Staatschefs zu einem Gespräch von genau 52 Minuten zurück, das sie in Englisch und in Spanisch führen. Es ist ein Termin zum Beschnuppern. Obama hatte diesen Weg mit einer Interview-Lobeshymne auf den Argentinier und dessen Engagement gegen Hunger, Ausgrenzung und soziale Ungerechtigkeiten geebnet. Die Krise um die Ukraine, der Bürgerkrieg in Syrien, die blutigen Auseinandersetzungen, das sollten auch Themen sein, wenn man mit einem Papst spricht, der sich so vehement für Frieden in der Welt einsetzt.
Obama überreicht dem Papst als Geschenk eine feine Lederschatulle mit Obst- und Gemüsesamen aus dem Garten des Weißen Hauses. Wenn er ihn mal in Washington besuche, dann könne er sich den Nutzgarten ansehen, lädt Obama den Papst ein.
Mit dem Geschenk des Papstes kann Obama auch etwas anfangen: „Evangelii Gaudium“ (Freude des Evangeliums) gilt als Manifest des Argentiniers. Das Buch werde er wahrscheinlich im Oval Office lesen, freut sich Obama. Er trifft dann auch noch seinen italienischen Amtskollegen Giorgio Napolitano sowie Regierungschef Matteo Renzi. Danach endlich etwas Tourismus — eine Führung durch das antike Kolosseum. Über den grauen Himmel möchte er dabei nicht jammern: „Es ist immer noch Rom“, sagte er zu Napolitano, „bei jedem Wetter schön.“