Putin findet in Deutschland wichtige Fürsprecher
Altkanzler Schmidt äußert Verständnis für den Kreml-Chef. Siemens will weiter in Russland investieren.
Düsseldorf. Nach Altkanzler Gerhard Schröder, der schon vorher den Ukraine-Kurs der EU kritisiert hatte, demonstrieren ein weiterer Ex-Kanzler und ein Top-Manager Verständnis für Wladimir Putin. Während Altkanzler Helmut Schmidt die Sanktionen gegen Russland kritisierte, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser Russlands Präsidenten weitere Investitionen zu.
Helmut Schmidt (SPD) kritisierte im Interview mit der „Zeit“ die Sanktionen gegen Russland als „dummes Zeug“. Über eine mögliche Invasion Russlands im Osten der Ukraine sagte er: „Ich halte es für denkbar, aber ich halte es für einen Fehler, wenn der Westen so tut, als ob das zwangsläufig der nächste Schritt sei. Das führt dazu, dass er möglicherweise auf russischer Seite den Appetit anregt.“ Regierungssprecher Steffen Seibert sagte dazu: „Der Altkanzler hat seine persönliche Meinung geäußert, die ich hier nicht zu kommentieren habe.“
Siemens-Chef Joe Kaeser sagte beim Besuch in Putins Residenz nahe Moskau, sein Unternehmen lasse sich „von kurzfristigen Turbulenzen in der langfristigen Planung nicht leiten“. Es gehe Siemens im Verhältnis zu Russland darum, „dass wir langfristige Beziehungen auch honorieren“. Siemens kooperiert unter anderem mit der russischen Eisenbahn, deren Chef Jakunin auf der Sanktionsliste der USA steht. Kaeser sagte zu möglichen schärferen Sanktionen, Siemens respektiere das „Primat der Politik“. Er betonte: „Die Bundesregierung weiß, dass ich hier bin.“
Angesprochen auf den Besuch Kaesers bei Putin sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), es gebe nach wie vor wirtschaftliche Kontakte. „Ich habe kein Interesse daran, dass wir eine Eskalation haben, sondern ich arbeite für eine Deeskalation.“ Russland müsse aber wissen, „wenn bestimmte weitere internationale Verträge überschritten werden, dass wir dann auch zu einer harten Reaktion bereit sind“.