Obama fürchtet Extremisten-Enklave in Syrien
Amman/Jerusalem (dpa) - US-Präsident Barack Obama fürchtet, dass Extremisten das Machtvakuum in Syrien ausnutzen könnten. „Ich bin sehr besorgt, dass es zu einer Enklave des Extremismus werden könnte“, sagte er am Freitag nach einem Gespräch mit Jordaniens König Abdullah II. in Amman.
Zum Abschluss seiner Nahostreise warnte er erneut vor einem Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. Das würde die Lage massiv verschärfen und außer Kontrolle geraten lassen. Zugleich machte Obama klar, dass er weiterhin auf ein Ende von Machthaber Baschar al-Assad setze. Wenige Stunden zuvor hatte Obama die Holocaust-Gedenksttätte Yad Vashem in Jerusalem besucht.
Im Mittelpunkt der Reise, die Obama auch in die Palästinensergebiete führte, stand der Versuch, die festgefahrenen Friedensgespräche wieder zu beleben. US-Außenminister John Kerry, der Obama begleitete, soll bereits am Samstagabend von Jordanien zurück nach Israel reisen. Kerry werde Ministerpräsident Benjamin Netanjahu treffen, berichtete Radio Israel. Kerry solle in nächster Zeit häufiger in die Region kommen und zwischen Jerusalem und Ramallah pendeln, um Friedenschancen auszuloten. Auch Abdullah sah Chancen für einen Neunanfang: „Ich erkenne ein Fenster der Gelegenheit.“
Eindringlich hob der König die Probleme durch den Flüchtlingsstrom aus Syrien nach Jordanien hervor. Es gebe bereits jetzt 460 000 Flüchtlinge im Land. „Das sind zehn Prozent der Bevölkerung.“ Das Flüchtlingslager Saatari sei bereits „die fünftgröße Stadt in Jordanien“. Die Zahl könnte sich bis Jahresende verdoppeln. Erneut bat er um internationale Hilfe.
Obama und Abdullah fürchten eine religiöse Spaltung Syriens.
Die internationale Gemeinschaft müsse sich daher engagieren, um derartige Verwerfungen zu vermeiden, forderte Obama.
Angesichts jüngster iranischer Drohungen gegen Israel bekräftigte Obama erneut seine Entschlossenheit, eine atomare Aufrüstung des Irans notfalls auch mit Waffengewalt zu verhindern. Er ziehe aber eine diplomatische Lösung vor. Der oberste iranische Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hatte am Vortag damit gedroht, im Falle eines israelischen Angriffs auf iranische Atomanlagen „Tel Aviv und Haifa in Schutt und Asche“ zu legen.
Bewegende Augenblicke gab es in Yad Vashem. Die Gedenkstätte erinnert an die Ermordung von sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland. „Sie sind keine Zahlen“, sagte Obama über die Opfer. Zugleich meinte er, der Staat Israel garantiere, dass sich der Holocaust nicht wiederholen könne. Bei einem „starken jüdischen Staat Israel wird es nie wieder zu einem Holocaust kommen“.
Weiter sagte Obama: „Der Antisemitismus hat keinen Platz in der zivilisierten Welt.“ In der „Halle der Erinnerung“ fachte er das „Ewige Feuer“ an. Im Boden des abgedunkelten Raums sind die Namen der Vernichtungslager in ganz Europa eingelassen.
Außerdem legte Obama an den Gräbern von Theodor Herzl und Izchak Rabin Kränze nieder. Herzl (1860-1904) gilt als „Vordenker“ des jüdischen Staates und Mitbegründer des Zionismus. Rabin (1922-1995) war Ministerpräsident und wurde von einem rechtsextremen Gegner seiner Friedenspolitik ermordet. Obama machte auch einen kurzen Abstecher zur Geburtskirche in Bethlehem in den Palästinensergebieten. Nach einem touristischen Besuch in der weltberühmten jordanischen Felsenstadt Petra reist Obama am Samstag zurück nach Washington.