Omas Haushalt: Wege aus der Schwarzarbeit
Frankreich hat die Zahl illegaler Pflegekräfte drastisch reduziert. Ein Vorbild auch für Deutschland?
Brüssel. Haushaltshilfen unterstützen ältere Menschen bei Hausarbeit, Körperpflege und Einkauf — so bleibt das Leben zu Hause möglich. Nach Schätzungen der Uni Frankfurt arbeiten in Deutschland 300.000 bis 500.000 Menschen Frauen aus Osteuropa illegal bei Senioren in deren Zuhause.
Im Rahmen eines EU-Projektes haben Wissenschaftler nun legale Alternativen erkundet. Ihr Fazit: Deutschland und andere Länder können von Frankreich lernen.
Durch Qualifizierung und staatliche Zuschüsse sei dort die Zahl der Schwarzarbeiter im Privathaushalt innerhalb weniger Jahre drastisch gesunken, erklärt Christa Larsen. Die Forscherin nahm mit ihrer Kollegin Sigrid Rand vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Frankfurter Goethe-Universität an dem Forschungsprojekt teil.
In Frankreich verminderte sich der Anteil nicht gemeldeter Aushilfs-Jobber und illegaler Vollzeitkräfte zwischen 2005 und 2007 um mehr als zwei Drittel. Eine halbe Million zusätzliche legale Stellen wurde im Haushalt geschaffen. Mit einem solchen Konzept könnten in Deutschland könnten 2,4 Millionen zusätzliche legale Arbeitsplätze entstehen.
Rolf Keil vom hessischen Sozialministerium fordert einen „Masterplan“ nach französischem Muster. Dazu könnte auch eine übergeordnete Agentur wie die französische Behörde für „Dienstleistungen am Menschen“ gehören. Sie sorgt unter anderem dafür, dass Kunden und Anbieter einfach miteinander in Kontakt kommen.
Die Ausgangssituation der vorwiegend weiblichen Hilfskräfte ist auch in Frankreich nicht günstig: Sie sind im Durchschnitt 44 Jahre alt, 60 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Die Mehrheit hat keine formale Ausbildung. Ihnen winken mit der staatlichen Registrierung in Frankreich Steuervorteile. Existenzgründer werden gefördert, Arbeitnehmer haben Anspruch auf Weiterbildung.
Das alles kostet Geld. Um Licht in die Schattenwirtschaft zu bringen, „müssen wir den Lohn bezuschussen“, sagt Keil, denn einen Stundenlohn von zehn bis zwölf Euro würden die Auftraggeber kaum bezahlen.
Wie viel ein solches Zuschuss-System den Steuerzahler kosten würde, mögen weder Keil noch Larsen derzeit beziffern. Die Forschungen laufen noch. Ende des Jahres will Hessen eine Initiative im Bundesrat starten, mit der es für ein ähnliches Modell wie in Frankreich wirbt.