Premier Cameron bildet Kabinett um: Außenminister Hague geht
London (dpa) - Zehn Monate vor der Parlamentswahl 2015 hat Großbritanniens Premierminister David Cameron seine Regierungsmannschaft neu geordnet. Prominentestes Opfer der Kabinettsumbildung ist der bisherige Außenminister William Hague.
„Man muss die Balance halten zwischen Erfahrung auf der einen Seite und dem Erfordernis der Erneuerung auf der anderen Seite“, sagte Hague zu dem Wechsel. Seinen Platz nimmt der bisherige Verteidigungsminister Philip Hammond ein, ein ausgewiesener EU-Kritiker.
Auch Bildungsminister Michael Gove muss gehen. Beide werden künftig Regierungsämter an der Schnittstelle zum Parlament bekleiden. Die Regierungsumbildung fiel insgesamt sehr viel umfassender aus, als Beobachter dies im Vorfeld erwartet hatten.
Besonders der 53 Jahre alte Hague galt bisher als eines der politischen Schwergewichte in der Regierung Camerons. Der europaskeptische Pragmatiker Hague soll sein Augenmerk künftig auf die Organisation des Wahlkampfes, vor allem in den für die Tories kritischen Wahlkreisen im Norden Englands konzentrieren. Hammonds bisherigen Posten bekommt Michael Fallon. Ihre Jobs im Kabinett geben auch Umweltminister Owen Paterson und Ken Clarke auf, der als Minister ohne Portfolio tätig war und im Alter von 74 Jahren in den politischen Ruhestand tritt.
Cameron wollte mit der Kabinettsumbildung auch eine attraktivere Wahlalternative für Frauen schaffen. Mit Liz Truss als neue Umweltministerin und Nicky Morgan als neue Bildungsministerin beförderte er zunächst zwei Frauen in hohe Regierungsämter. Insgesamt sollen künftig sieben Frauen am Kabinettstisch sitzen. Innenministerin Theresa May, Finanzminister George Osborne und Gesundheitsminister Jeremy Hunt sollen nach Medieninformationen ihre Ämter behalten.
Die Kabinettsumbildung kommt zwei Monate vor dem schottischen Unabhängigkeitsreferendum im September. Mit Blick auf die Parlamentswahl 2015 will Cameron einen weiteren Aufstieg der EU-kritischen Partei UKIP bremsen, die bei den Europawahlen im Mai und auch bei den gleichzeitigen Kommunalwahlen deutlich zugelegt hatte. Hague gab aber an, die Personalie Hammond bedeute nicht einen noch euroskeptischeren Ansatz für die britische Außenpolitik. „David Cameron, Philip Hammond und ich - wir haben alle den genau gleichen Ansatz für Europa“, sagte Hague. Die Regierungsämter des liberaldemokratischen Koalitionspartners blieben von dem Personalkarussell unberührt.
Hague kündigte via Twitter an, er werde bei der Wahl 2015 nach mehr als 25 Jahren als Abgeordneter nicht mehr für das Unterhaus kandidieren. „Von Mai 2015 an, nach solch einer langen Zeit in der Politik, möchte ich mich auf viele andere Dinge konzentrieren, die ich immer schon tun wollte“, schrieb er. Seine Biografin Joanne Nadler sagte dem Sender BBC, Hague wolle sich zukünftig zurückziehen und Bücher schreiben.
Cameron beschrieb Hague als ein „führendes Licht“ der konservativen Partei. „Er ist nicht nur ein erstklassiger Außenminister gewesen, sondern auch ein enger Vertrauter, ein kluger Berater und ein großartiger Freund“, betonte Cameron.
Hague hatte sich in den vier Jahren als Außenminister seit 2010 zuletzt vor allem für Frauenrechte in Kriegsgebieten eingesetzt. Hierzu hatte er gemeinsam mit der US-Schauspielerin Angelina Jolie eine vielbeachtete Initiative gestartet.