Proteste in Venezuela: Die Zahl der Toten steigt
Caracas (dpa) - Nach tagelangen gewalttätigen Auseinandersetzungen in Venezuela sind am Samstagabend gestern erneut Zehntausende Anhänger von Opposition und Regierung auf die Straße gegangen.
Es gebe Millionen Gründe zu protestieren, aber die Demonstrationen müssten friedlich bleiben, forderte Oppositionsführer Henrique Capriles. Der Regierung dürfe kein Vorwand für Repressionen geliefert werden. Begleitet wurde er von der Frau des inhaftierten Oppositionellen Leopoldo López, Lilian Tintori.
Bei den Protesten gegen die Linksregierung von Präsident Nicolás Maduro sind in den vergangenen Tagen zehn Menschen ums Leben gekommen, über 100 weitere wurden verletzt. Gestern starb eine Studentin an ihren Verletzungen, nachdem ihr Tage zuvor Militärpolizisten offenbar ins Gesicht geschossen hatten.
In der Hauptstadt Caracas kam zudem ein Mann ums Leben, als er auf einem Motorrad in einen über die Straße gespannten Metalldraht fuhr, wie Innenminister Miguel Rodríguez sagte. Demonstranten hätten den Draht gespannt. „Das ist eine verabscheuungswürdige Tat“, sagte Rodríguez.
Verteidigungsministerin Carmen Meléndez führte eine Demonstration von Sympathisantinnen der Regierung an. „Die Frauen gehen als Patriotinnen für den Frieden in Venezuela auf die Straße“, sagte sie.
Staatschef Maduro berief eine Friedenskonferenz für kommenden Mittwoch ein. „Ich schlage eine nationale Konferenz für den Frieden mit allen gesellschaftlichen Gruppen vor, um die Gewalttäter zu stoppen“, sagte er. Maduro lud die Opposition allerdings nicht ausdrücklich ein.
Eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten verbat sich der Präsident. „Venezuela hat man zu respektieren. Yankee go home“, sagte Maduro als Reaktion auf eine Stellungnahme von US-Außenminister John Kerry. Der hatte sich zuvor besorgt über die Situation in dem südamerikanischen Land geäußert und der Regierung vorgeworfen, Gewalt gegen friedliche Demonstranten anzuwenden.
Seit elf Tagen gehen in Venezuela immer wieder Menschen gegen die Regierung auf die Straße. Sie demonstrieren gegen die schlechte Wirtschaftslage, die angespannte Sicherheitssituation und den zunehmend autoritären Regierungsstil. Dabei kommt es häufig zu Zusammenstößen mit Anhängern von Präsident Maduro.