Südsudan wird unabhängig
Juba (dpa) - Feierlaune im Südsudan, Sorge in der Weltgemeinschaft: Zur Unabhängigkeit des neuen Staates hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Regierungen in Khartum und Juba zum friedlichen Miteinander aufgerufen.
Die Teilung des Sudans sei schmerzhaft, die Zukunft beider Staaten werde aber weiterhin eng verbunden sein, mahnte Ban am Freitag bei einem Treffen mit dem Außenminister des Nordens, Ali Karti. Deutschland erkennt die Republik Südsudan sofort mit der Unabhängigkeitserklärung am Samstag an.
Die Bundeswehr wird auch nach der Teilung in dem Konfliktgebiet vertreten sein. Der Bundestag stimmte am Freitag mit großer Mehrheit einem neuen Mandat zu. Im Rahmen einer UN-Friedensmission sollen im jüngsten afrikanischen Land bis zu 50 deutsche Soldaten im Einsatz sein. Derzeit sind im Süden des Sudans 32 Bundeswehrangehörige stationiert. Befristet ist das Mandat zunächst bis Ende September.
Der Weltsicherheitsrat in New York beschloss am Freitag unter deutschem Vorsitz, 7000 Friedenshüter in das jüngste afrikanische Land zu entsenden. Das höchste UN-Gremium verabschiedete das Mandat für die neue UN-Mission einstimmig. Unmiss soll der Führung des Südsudan helfen, „effizient und demokratisch zu regieren und gute Beziehungen mit den Nachbarländern aufzubauen“. Zum Mandat der Friedenshelfer gehört, die Zivilisten im Land „notfalls mit allen Mitteln“ zu schützen.
Der Südsudan will an diesem Samstag offiziell seine Unabhängigkeit erklären. Damit wird das bislang größte afrikanische Land nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg zwischen dem arabisch geprägten Norden und dem überwiegend von Schwarzafrikanern bewohnten Süden geteilt. In einer Volksabstimmung hatten sich im Januar fast 99 Prozent der Bürger im christlich geprägten Süden für diesen Schritt ausgesprochen.
Zu den rund 30 Staatsoberhäuptern, die zu den Feiern in der neuen Hauptstadt Juba erwartet werden, gehört auch Sudans Präsident Omar al-Baschir, den die Opposition in Khartum für den Verlust des ölreichen Südens verantwortlich macht. Gegen ihn besteht seit 2009 ein Haftbefehl des internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen in Darfur.
Papst Benedikt XVI. entsandte eine offizielle Delegation, die dem neuen Staat und seinen Bürgern „Frieden und Wohlstand“ wünschen soll. Der Vatikan appellierte an die Weltgemeinschaft, die beiden künftigen Staaten bei der Suche nach Friedenslösungen zu unterstützen. Deutschland wird durch den Afrika-Beauftragten des Auswärtigen Amtes, Walter Lindner, vertreten.
UN-Generalsekretär Ban versuchte bei seinem Treffen mit Außenminister Karti, sich bei der bisherigen Zentralregierung für eine Verlängerung des Mandats der UN-Mission im Sudan einzusetzen. Die Vereinten Nationen haben dort bereits seit 2005 eine Mission mit bis zu 10 000 Soldaten im Einsatz (Unmis). Dieses Mandat geht mit der Unabhängigkeit zu Ende. Es wird durch die neue Mission (Unmiss) ersetzt.
Bundespräsident Christian Wulff teilte dem künftigen Präsidenten Salva Kiir am Freitag mit, dass Deutschland das 54. Land Afrikas sofort anerkennen wird. Zugleich appellierte er an Süd und Nord, alle noch offenen Fragen „auf dem Verhandlungswege, friedlich und zur Zufriedenheit beider Länder zu lösen“. „Hierzu wird Deutschland weiterhin nach Kräften beitragen.“
Unter dem 2005 beendeten Bürgerkrieg hatte vor allem der Süden schwer gelitten. Rund zwei Millionen Menschen kamen ums Leben, etwa vier Millionen Menschen flohen. Der Südsudan ist eine der unterentwickeltsten Regionen Afrikas, in dem Infrastruktur, Erziehungs- und Gesundheitswesen weit hinter den Anforderungen zurückbleiben. Ungeklärt und umstritten zwischen Nord und Süd sind weiterhin der genaue Grenzverlauf und die Verteilung der Öleinkünfte.
Ban rief die Weltgemeinschaft zur Unterstützung des Südsudans auf. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Rundschau“ (Samstag) beklagte der UN-Generalsekretär „dramatische Probleme wie Armut, Unsicherheit und fehlende Infrastruktur“. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef forderte Hilfe vor allem für die Kinder in der Region. Viele von ihnen litten unter extremer Armut, Krankheiten und Hunger, erklärte Unicef Deutschland. Die Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen sprach von einer „massiven humanitären Krise“.