Treffen der Religionen in Istanbul beim Papst-Besuch
Istanbul (dpa) - Gebet in der blauen Moschee, Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen: Papst Franziskus hat bei seinem Türkei-Besuch anderen Religionsführern die Ehre erwiesen. Zum ersten Mal seit Beginn seines Pontifikats besuchte der Pontifex eine Moschee und betete dort.
Der 77-Jährige besichtigte am Samstag in Istanbul gemeinsam mit dem Mufti Rahmi Yaran die blaue Moschee und verharrte dort mit ihm eine Zeit lang mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen. Danach besuchte der Papst das Museum Hagia Sophia, das lange Zeit eine Kirche und später eine Moschee war. Rund 7000 Sicherheitskräfte waren laut Medien zum Schutz des Papstes im Einsatz.
Gemeinsam mit Hunderten Gläubigen feierte Franziskus am zweiten Tag seiner Türkei-Reise eine katholische Messe. Zuvor hatte er Katholiken aus verschiedenen Gemeinden Istanbuls im Garten der Päpstlichen Repräsentanz herzlich begrüßt, mit ihnen gescherzt und ein Gruppenfoto gemacht, wie Papst-Sprecher Federico Lombardi sagte.
In seiner Predigt rief der Papst zur Einheit der verschiedenen Konfessionen und Glaubensrichtungen der Kirche auf. Im Hof der Heilig-Geist-Kathedrale wurde Franziskus inmitten der islamischen Welt mit lautem Jubel, Applaus und „Viva il Papa“-Rufen begrüßt. Menschen drängten sich hinter Absperrungen. An der Messe nahmen auch der orthodoxe Patriarch Bartholomäus sowie Vertreter anderer Konfessionen teil.
Der Abend sollte wie auch der Sonntag ganz im Zeichen der Ökumene stehen. Das Miteinander der christlichen Kirchen ist eines der wichtigen Themen der Papst-Reise. So wollte der Argentinier am Abend zu einem ökumenischen Gebet und einem privaten Treffen mit Bartholomäus zusammenkommen. Die beiden hatten sich seit Franziskus' Amtsantritt im März 2013 schon mehrmals getroffen und Schritte zur Überwindung der seit fast 1000 Jahren andauernden Spaltung zwischen der morgenländischen und der abendländischen Kirche unternommen.
Vor der zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Sultan Ahmet gestifteten blauen Moschee zog der Papst die Schuhe aus, bevor er das Gotteshaus betrat. Wie auch sein Vorgänger Benedikt XVI. 2006 betete er in der Moschee. Franziskus ist nach seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt der dritte Papst, der eine Moschee besucht. Die blaue Moschee ist eine Attraktion in Istanbul und hat sechs statt der üblichen vier Minarette.
Nach seinem kurzen Besuch in dem Gotteshaus ging es für das Oberhaupt der katholischen Kirche weiter zur Hagia Sophia. Dort wurde er vom Direktor empfangen und erhielt eine Führung. Vor dem Gebäude warteten Schaulustige mit Fähnchen in den Farben der Türkei und des Vatikans hinter Absperrungen, um einen Blick auf den Papst zu erhaschen.
Die knapp 1500 Jahre alte Hagia Sophia war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit, dann wurde sie zur Moschee. Seit 1934 ist sie ein Museum und ein Wahrzeichen der Stadt. Politiker aus der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern immer wieder, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen.
Das Interesse der Menschen in der muslimisch geprägten Türkei an dem Papst-Besuch war eher verhalten. Das sonst bei Reisen oft übliche Bad in der Menge im offenen Wagen fiel für Franziskus aus, stattdessen fuhr er in einem Mittelklassewagen durch die abgesperrten Straßen der Metropole, die über viele Jahrhunderte als Konstantinopel Zentrum des Christentums war.