Trump-Berater Navarro setzt sich im Flügelkampf um Zölle durch
Washington. Peter Navarro wirkt in diesen Tagen wie aufgepumpt. Mit strotzendem Selbstbewusstsein wirbt der Wirtschaftsberater im Weißen Haus für die US-Strafzölle auf Aluminium und Stahl.
Die von Präsident Donald Trump angekündigten Maßnahmen sind für den handelspolitischen Falken ein persönlicher Triumph. Navarro konnte sich damit in einem internen Flügelkampf durchsetzen.
Navarro legt sich indessen seit Tagen für Trump ins Zeug und preist in TV-Auftritten dessen „mutige, harte Entscheidung“ zum Schutz der heimischen Produzenten an. Die vielen Warnungen vor einem Handelskrieg schlägt der 68-jährige Wirtschaftsprofessor in den Wind. An Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder glaube er nicht - „aus dem einfachen Grund, dass wir der lukrativste und größte Markt der Welt sind“.
Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz für die Strafzölle stärkt Navarro seinen Ruf als Enfant terrible. Denn mit seiner extrem skeptischen Sicht des Freihandels liegt er nicht nur quer zur vorherrschenden Meinung in seiner Ökonomen-Zunft, sondern auch zu großen Teilen des republikanischen Partei-Establishments - viele Republikaner im Kongress sind entsetzt über die Strafzölle. Aber auch im Ausland ist Navarro ist eine Reizfigur, und zwar nicht erst seit Ausbruch des aktuellen Handelsstreits. Schon seit längerem provoziert er mit beinharter Kritik an anderen Ländern, darunter auch Deutschland.
In einem Aufsehen erregenden Zeitungsinterview kurz nach Trumps Amtsantritt bezichtigte er Deutschland, die USA sowie andere EU-Staaten mittels eines angeblich drastisch unterbewerteten Euro „auszubeuten“. Dass Navarro zuletzt an Einfluss im Weißen Haus hinzugewonnen hat, ist für die Bundesregierung also - über den Streit um Aluminium und Stahl hinaus - eine überaus beunruhigende Nachricht.
Navarro brachte wie auch Trump keinerlei Regierungserfahrung ins Weiße Haus mit. Seine lange akademische Laufbahn führte ihn vom Ostküstenstaat Massachusetts, wo er an der Eliteschmiede Harvard den Doktortitel erwarb, nach Kalifornien. Dort lehrte er mehr als 20 Jahre an der University of California in Irvine.
Bereits in den neunziger Jahren unternahm Navarro, der damals noch den Demokraten angehörte, mehrere Anläufe für eine politische Karriere. Doch scheiterte er mit einer Serie von Kandidaturen, unter anderem für das Bürgermeisteramt in San Diego und das US-Repräsentantenhaus. Der Professor erfand sich daraufhin neu und strebte als Buchautor nach Einfluss auf ein breites Publikum. Mehr als ein Dutzend Bücher hat Navarro geschrieben - eines der zentralen Themen ist China, das er als Hauptbedrohung für Freiheit und Frieden in der Welt sieht. Aus einem dieser Bücher, „Death by China“ (Tod durch China), entstand auch eine Filmdokumentation. In seinen düsteren Warnungen geht Navarro weit über die gängige Kritik an der chinesischen Wirtschafts- und Militärpolitik hinaus - China befindet sich in seiner Sicht auf einem regelrechten globalen Eroberungsfeldzug.
Als Buchautor soll Navarro auch die Aufmerksamkeit Trumps gewonnen haben, der ihn dann in sein Wahlkampfteam holte. Inwieweit der Professor damals die protektionistische Agenda des Rechtspopulisten mitprägte, lässt sich schwer ermessen. In jedem Fall war Trump von Navarro beeindruckt. Dieser habe die „von der Globalisierung verursachten Schäden“ für die US-Arbeiterschaft früh vorhergesehen, rühmte er den Ökonomen bei dessen Berufung ins Weiße Haus.
In der Regierung hatte es der Professor dann aber nicht leicht. Von Stabschef John Kelly wurde er Cohn unterstellt, was einer Degradierung gleichkam. Doch vor drei Wochen machte Trump dies laut „Washington Post“ rückgängig, indem er Navarro aus dem Cohn-Stab herausholte und in seiner Rolle aufwertete. Trumps Zollankündigung und Cohns Rücktritt krönten dann Navarros Comeback.