US-Justiz erlaubt umstrittene Hinrichtung
Washington (dpa) - Umstrittene Exekution in den USA: Trotz weltweiter Proteste soll Troy Davis wegen Polizistenmordes vor mehr als 20 Jahren hingerichtet werden. Ein Justizausschuss im Bundesstaat Georgia lehnte ein Gnadengesuch ab, berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Die Hinrichtung des 42-jährigen Schwarzen ist für Mittwochabend (MESZ 0100 Donnerstag) geplant.
Der Fall gilt als eine der umstrittensten Todesstrafen in den USA seit Jahrzehnten. Mehrere Zeugen hatten seit dem Prozess im Jahr 1991 ihre Aussage widerrufen oder abgeändert. Zudem war die Tatwaffe nie gefunden worden. Es gibt auch keine Beweise, wie DNA-Spuren.
Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) einen jungen Polizeibeamten getötet haben, der einem attackierten am Boden liegenden Obdachlosen helfen wollte. Der 42-Jährige selbst betont immer wieder seine Unschuld. Zuvor hatten sich unter anderem Papst Benedikt XVI. sowie Friedensnobelpreisträger für Gnade eingesetzt.
Amnesty sprach von einem „riesigen Rückschlag für die Menschenrechte in den USA“. Davis sei unter „dubiosen Umständen“ verurteilt worden. Der fünfköpfige Begnadigungsausschuss solle seine Entscheidung nochmals überdenken.
Experten hatten zuvor von einer „letzten Chance“ für den Amerikaner gesprochen. Bereits dreimal hatte er kurz vor der Hinrichtung gestanden, doch jedes Mal wurde ihm wegen anhaltender Zweifel ein Aufschub gewährt. Am Ende befanden die Gerichte dann jedoch stets, der Gefangene habe seine Unschuldsbehauptung nicht überzeugend untermauern können.
Todesstrafengegner argumentieren, dass Davis nicht hingerichtet werden dürfe, wenn es auch nur den leisesten Zweifel an seiner Täterschaft gebe.
Auch während der Begnadigungsausschuss in Atlanta tagte, gab es dort erneut Proteste. Demonstranten hielten ein großes Plakat mit der Aufschrift „Save Troy Davis (Rettet Troy Davis)“ in die Höhe. Andere hielten eine Mahnwache für den Todeskandidaten.
Zuvor hatten auch Ex-US-Präsident Jimmy Carter, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und der ehemalige Chef der US-Bundespolizei FBI, William Sessions, gegen die Exekution protestiert. Auch zahlreiche Kongressmitglieder hatten sich für Gnade eingesetzt.