Völkermord in Kambodscha: Angeklagter gestorben
Phnom Penh (dpa) - Der wegen Völkermords in Kambodscha angeklagte Ex-Außenminister der Rote-Khmer-Regierung, Ieng Sary, ist tot.
Der 87-Jährige musste sich seit 2011 mit drei weiteren Angeklagten wegen der Gräueltaten des Regimes verantworten, dem zwischen 1975 und 1979 bis zu zwei Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren.
„Uns ist klar, dass viele Menschen enttäuscht sind, dass wir den Prozess gegen Ieng Sary nicht zu Ende führen konnten“, sagte der Sprecher des Völkermordtribunals in Phnom Penh, Lars Olsen. „Aber der Prozess an sich mit den Anklagen gegen Nuon Chea und Khieu Samphan geht weiter.“
Nuon Chea (86) war der Chefideologe und Stellvertreter des Regimechefs Pol Pot, der 1998 starb. Khieu Samphan (81) war Staatschef. Angeklagt war auch Ieng Sarys Frau, Ex-Sozialministerin Ieng Thirith, doch wurde die Verhandlung gegen sie wegen Demenz ausgesetzt. Die vier waren die überlebenden Führer des Regimes. Sie weisen die Vorwürfe zurück. Im Falle einer Verurteilung drohte ihnen lebenslange Haft.
Kambodscha versank nach dem Ende des Rote-Khmer-Regimes im Bürgerkrieg und wurde zum Spielball der Weltmächte. Das hat eine frühere juristische Aufarbeitung des Regimes verhindert. Ieng Sary wurde erst 2007 festgenommen.
Die Roten Khmer wollten eine maoistische Bauerngesellschaft verwirklichen. Sie schafften das Geld ab und trieben die Stadtbevölkerung aufs Land. An Hunger, Zwangsarbeit, Krankheit und Folter starb fast ein Viertel der Bevölkerung. Ieng Sary, der wie Pol Pot in Paris studiert hatte, leugnete als Außenminister stets die Gräueltaten des Regimes. Er floh nach dem Einmarsch der Vietnamesen 1979 mit anderen Roten Khmer in das Grenzgebiet zu Thailand. Sie setzten ihren Kampf bis in die 90er Jahre fort.