Vor dem Klimagipfel: Appelle an Washington und Peking

Durban (dpa) - Am Vorabend des UN-Klimagipfels in Durban haben Vertreter der UN und der EU an China und die USA appelliert, beim Klimaschutz einzulenken.

Alle aktuellen Klimastudien zeigten, dass überall in der Welt die Alarmglocken schrillen müssten, sagte die UN-Klimachefin Christiana Figueres am Sonntag in Durban. Hier ringen in den kommenden zwölf Tagen mehr als 11 000 Konferenzteilnehmer aus etwa 190 Ländern um den internationalen Klimaschutz.

Bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz, kurz COP 17 genannt, müssen nach Ansicht der EU die Weichen für ein Kyoto-Folgeabkommen bis 2015 gestellt werden. Die EU werde sich in Durban nachdrücklich dafür einsetzen, dass sich alle großen Industriestaaten zumindest auf einen Fahrplan für ein rechtlich international bindendes Abkommen einigen, sagte der polnische EU-Unterhändler Thomasz Chruszczow.

Die EU sei zwar entschlossen, die klimapolitischen Ziele von Kyoto zu erreichen und fortzuschreiben. Allerdings trügen die Europäer nur elf Prozent der von Menschen erzeugten Treibhausgase in der Welt bei. Es ergebe kaum Sinn, das 2012 auslaufende Klimaabkommen von Kyoto ohne die Staaten mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen zu verlängern. Die EU könnte sich für eine zweite Kyoto-Periode verpflichten, „wenn wir von den übrigen Großemittenten die Zusage erhalten, dass sie nachziehen werden“, hatte EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard im Vorfeld betont.

Die Klimakonferenz müsse sich auf vielen Gebieten zu beschleunigter Aktion entschließen, sagte Chruszczow. Alle aktuellen wissenschaftlichen Studien kämen zu dem Ergebnis, dass rasches Handeln erforderlich sei, damit das auf der UN-Klimakonferenz in Cancún 2010 vereinbarte Ziel, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, erreicht werden könne. Die Bemühungen für den Klimaschutz seien auch ein wichtiger ökonomischer Faktor. Alternative Energieprojekte ermöglichten überall in der Welt neue Arbeitsplätze.

Sollte die amerikanische Delegation erneut die Klimaverhandlungen blockieren, müssen die Staaten nach Ansicht der Organisation Greenpeace einen neuen Klimaschutzvertrag notfalls ohne die USA auf den Weg bringen. „Diplomatische Samthandschuhe gegenüber den USA aus Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen kann sich der Klimaschutz nicht mehr leisten“, sagte der Leiter internationale Klimapolitik von Greenpeace, Martin Kaiser.

Seit 1990 seien die Kohlendioxid-Emissionen weltweit um 45 Prozent gestiegen, unterstreicht Greenpeace. Dieser Trend müsse bis zum Jahr 2015 gestoppt werden. Ein Netzwerk von Lobbyisten torpediere jedoch den internationalen Klimaschutz. „Auch die aktuelle US-Regierung bleibt eine Marionette der Mineralöl- und Kohleindustrie, die den Klimaschutzvertrag verhindern will“, sagt Kaiser laut Mitteilung.

„Der internationale Klimaschutz steht am Scheideweg. In Durban wird entschieden, wohin die Welt steuert: Entweder in künftige Klimakatastrophen oder in eine verantwortungsvolle Zukunft“, sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, am Sonntag in Berlin.

Die Kyoto-Vertragsstaaten sollten sich nach Ansicht der Umweltstiftung WWF in Durban auf eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls verständigen. Ein wichtiges Signal für die Ernsthaftigkeit der Industrieländer werde zudem die Ausgestaltung des Klimafonds sein, der in Cancún beschlossen wurde, meinte WWF-Klimaexpertin Regine Günther. Als Finanzierungsquellen setzt sich der Verband für eine Finanztransaktionssteuer und für Abgaben des Flug- und Schiffsverkehrs ein.